Wie im Artikel zur Schwarmverhinderung (Link) beschrieben, wurden dieses Jahr mehrere Methoden zur Schwarmverhinderung getestet. Während die Methode durch Bildung eines Zwischenablegers dabei aufgrund Materialeinsatz, Arbeitseinsatz und Erfolglosigkeit durchfiel (Link zum Post), verlief der Versuch mit der Methode 'Kombinierter Wildbau' sehr zufriedenstellend.
Hier noch einmal kurz der Aufbau:
1) Im Frühjahr -idealerweise nach Überwinterung auf einer Zarge- wird eine Leerzarge untergestellt.
2) Diese bekommt am Rand eine Futterwabe eingesetzt, die als Start- und Aufstiegshilfe dient.
3) Fertig (bis Rückbau im Herbst). 😲
Bei der ersten Prüfung gab es einen gewissen Skeptizismus - vorsichtig ausgedrückt. Schliesslich lautet das Imkermantra während der Schwarmzeit: prüfen, kontrollieren, nachsehen, begutachten... und dann wieder alles von vorne. Zuviel Kontrolle geht gar nicht, zu wenig führt fast immer zum Schwarm. Und hier soll man... gar nichts tun? Kann das gutgehen?
Aber von vorne. Zunächst einmal war die Herausforderung, geeignete Völker zu identifizieren. Der Grund war, dass in diesem Fall zuvor alle Völker auf zwei Zargen überwintert wurden. Bei der Frühjahrskontrolle im März stellte sich heraus, dass von den drei vorhandenen Völkern eines bereits ein grosses Brutnest über zwei Zargen gebildet hatte. Das hätte zerissen werden müssen und kam daher nicht mehr in Frage. Die anderen beiden jedoch hatten ein Brutnest, welches sich nur in der oberen Zarge befand, die unteren Zargen waren praktisch bienenleer. Eines wurde daher für den Versuch mit der neuen Methode ausgewählt, das Andere dagegen sollte zum Vergleich ganz konventionell (per Wochenkontrolle auf Schwarmzellen) mitlaufen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es sich um ein Schwarmvolk aus dem Vorjahr handelte, welches aus dem Stand stammte. Die Königin war also bei Beginn des Experimentes ein knappes Jahr alt, das Volk wurde gerade zum Wirtschaftsvolk. Alle (!) Völker bzw. Vorgänger waren bisher in den letzten Jahren immer abgeschwärmt. 😞
Also wurde bei dem ausgewählten Volk die untere Zarge geleert und mit zwei Futterwaben versehen. Eigentlich benötigt man nur eine, aber es waren zwei übrig, also blieben diese drin. Neben der Futtersituation war der Grundgedanke auch, dass Bienen für die erwartbare Bautätigkeit eine Menge Energie benötigen. Der 'naturnahe' Aufbau sollte aber auch von alleine dazu führen, dass die Bienen genau dann mit der Bautätigkeit anfangen, wenn die Trachten das hergeben - nicht früher, nicht später.
Nach dem Umbau Mitte März passierte erst einmal nichts mehr, bis Mitte April der erste Honigraum aufgesetzt und auch schnell angenommen wurde. Die Bienen bauen den Raum nach unten als zusätzlichen Brutraum nach Bedarf aus. Man kann bei diesem Aufbau nur schwer in den Raum hineinsehen. Ein Ziehen der Rähmchen ist machbar, aber schwierig, weil die Bienen direkt an die Unterträger der oberen Rahmen bauen (müssen). Beim nächsten Mal werden wir vielleicht mit Oberträgern arbeiten; das dient dann aber nur der Befriedigung der Neugier, nötig ist das nicht.
Ab Mitte April wurde der Honigraum regelmässig geprüft, davon abgesehen bis auf die Erweiterung Mitte und Ende Mai aber nichts weiter getan. 😲 Ab und zu wurde der Neugier halber von unten durch den Gitterboden geblickt; Baufortschritte waren zuerst langsam, dann immer schneller erkennbar, bis schliesslich der gesamte Raum zugebaut war. Die genaue Zeit dürfte dem Trachtlauf geschuldet sein. Der Theorie nach sollte sich jeder Schwarmtrieb durch das Platzangebot und die Tatsache, dass die Bienen beim Bau der Zellen wahlfrei sind -also selbst bestimmen können, was wann wohin soll- die Entwicklung eines Schwarmes verhindern. Und das mit Null Arbeit für den Imker.
Jetzt nach Ablauf der Honigsaison lässt sich sagen: soweit hat es funktioniert. So gut, dass es schon fast langweilig war. Kein Schwarm, tiefenentspannte (vermutlich, weil über die Saison fast nie gestörte) Bienen, durchschnittliche Honig- und (sehr wahrscheinlich) überdurchschnittliche Wachsernte. Und als sehr überraschender Bonus war es das einzige Volk, in dem bei der Zählung und Erstbehandlung bis Ende Juli (!) fast keine Varroas herausfielen. Der Austausch von Rahmen in der unteren Zarge zwecks Wabenhygiene entfällt natürlich auch. Mehr kann man nicht erwarten.
Auf der 'Minus'liste stehen eigentlich nur zwei Punkte. Erstens gibt es in der Zeit zwischen Auf- und Abbau keine Kontrolle über die Königin. Die konnte im Frühjahr nicht gefunden und gezeichnet werden, sodass unklar bleibt, ob es noch die aus dem Vorjahr ist. Ohne Zuchtambitionen ist das aber leicht verschmerzbar: nach dem Rückbau kommt die nächste Gelegenheit.
Zweitens kommen die Bienen im Frühjahr vergleichsweise langsam aus den Puschen. Grund ist wahrscheinlich der hohe Umsatz von Frühtracht in Wachs. Darum ist die Frühjahrsernte geringer ausgefallen; die Sommerernte war dafür höher. Allerdings war das dieses Jahr auch ein generelles Thema. Und da für uns die Menge des geernteten Honigs keine Rolle spielt, ist auch dies von untergeordneter Bedeutung.
Wie es weitergeht -insbesondere bei der Wachsernte, Überwinterung und im nächsten Frühjahr- wird hier später noch berichtet.
Links:
Der kombinierte Wildbau II (Link)
Der kombinierte Wildbau III (Link)
Der kombinierte Wildbau IV: (Link)
Der kombinierte Wildbau V: Gesamtfazit (Link)
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