Kleine Honigkunde I: Stadt und Land

Was macht den Stadthonig so besonders und was ist das überhaupt?

Heutzutage hat eine Honigbiene auf dem Land nicht mehr viel zu lachen. Monokulturen prägen die Landwirtschaft, die Bienen leben oft von kurzen Massentrachten wie dem Raps. Den Rest der Zeit muss der Imker zufüttern. Dazu kommt, dass an manchen Orten die Landwirte auch nicht sehr zimperlich sind, was den Einsatz von Pestiziden angeht - ein Umstand, der schon öfter zu Streit zwischen Bauern und Imkern geführt hat.

Inzwischen versuchen Politik und Einzelinitiativen gegenzusteuern, etwa mit Regelungen zu Blühstreifen. Trotzdem gilt allgemein: die Stadtbiene hat es meistens etwas besser. Bekanntestes Beispiel ist Berlin; zur Lindenblüte wandern sogar Imker aus dem Umland in die Stadt.
Auf dem Land sind die Zeiten, in denen etwas blüht, also schon recht kurz geworden. Trotzdem haben Landimker traditionell mehr Platz und darum auch mehr Bienen als der Stadtimker. Bienenhaltung ist damit auf dem Land auch nicht mehr so einfach wie früher.

Die Grösse einer Stadt ist allerdings nicht entscheidend für das Leben der Biene, sondern die Frage wie grün diese Stadt ist. Nienburg ist als Mittelzentrum eigentlich prädestiniert für Imkerei:
- Aufgelockerte Bebauung
- Viele Grünflächen (Parks, Friedhöfe etc.)
- Vergleichsweise grosse Gärten mit oft bienenfreundlicher Bepflanzung
- Kaum jemand verwendet im eigenen Garten noch Spritzmittel
- Die meisten Bewohner kennen auch andere Tiere als Hunde und Katzen und erschrecken nicht sofort beim Anblick einer Biene.😏 


Somit bekommt die Stadtbiene zumindest potenziell die Chance auf einen einigermassen regelmässig gedeckten Tisch. In unserer Gegend sind das speziell Kastanien, Obstbäume (Apfel, Kirsche, Birne), Weissdorn, Brombeere und Linde. Und natürlich alles, was die Leute so in ihren Gärten anpflanzen. Lediglich der zu beobachtende Trend zum (biologisch toten) Kiesgarten gibt teilweise zu einer gewissen Sorge Anlass. Diese sind in vielen Städten und Gemeinden schon länger verboten, aber es gibt bisher fast keine Kontrollen.

Daraus folgen für unseren Stadthonig wesentliche Konsequenzen:
1) Der Honig hier ist generell dunkler, kräftiger und aromatischer als der oft helle Landhonig (Spezialhonige wie Heide- oder Tannenhonig lasse ich hier mal aussen vor).
2) Der Honig eines Jahres wird auch in der Stadt immer anders als die vorherigen. Das hängt mit der Blüte und Qualität der einzelnen Trachten zusammen. Nicht jede Blüte spendet immer Nektar, manchmal blüht ein Baum nur eine Woche, dann wieder drei.
3) Der Stadtimker hat fast nie die Chance auf Sortenhonig, da auch bei Massentracht in der Nähe (etwa Linden oder Kastanien) die Bienen oft eine Mischung zusammentragen, die die Bedingungen für Sortenhonige nicht erfüllen.

Die Mischung macht den Unterschied - jedes Jahr auf das Neue!

Weiter mit Teil 2: Preise und Qualität
Weiter mit Teil 3: Was tun, wenn der Honig sich verändert

Presseartikel: Bienen leben in der Stadt oft besser

2 Kommentare:

  1. Hallo Kai
    Wo hast du denn diese ganzen Informationen her?
    Mir ist nicht bekannt, dass Landbienen oft nur vom Raps leben und den Rest der Zeit zugefüttert werden.
    Außerdem ist der Landimker in den seltesten Fällen nur ein Wanderimker.
    Die Größe einer Stadt ist schon entscheidend für das Leben einer Biene. Die These,ihr seid Stadtimker, im Sinne von Wikipedia, finde ich schon sehr gewagt. Eure Bienen sind genauso viel Land wie Stadt.
    Schau Mal auf dieser Seite: http://homecrossing.de/beespace/ , da kann man schauen, wie weit die eigenen Bienen fliegen. Und da wird garantiert auch Raps angeflogen. Und dann richtig. Der ist dann auch nicht generell dunkler. Genau wie Blütenhonig und Sommertracht, die Sorten, die ihr abfüllt.
    Natürlich hast du Recht, die Mischung macht den Unterschied, jedes Jahr aufs Neue. Das gilt aber nicht generell bezogen auf Stadt- und Landimker sondern auf Stand und Stand, ja sogar Volk zu Volk.
    Landbewohner kennen wesentlich mehr Tiere als Hunde und Katzen und meiner Erfahrung nach auch den Unterschied zwischen Bienen und Wespen, Städter tun sich da eher schwer.
    Der Trend zum Kiesgarten ist leider bei uns auch schon angekommen, das finde ich auch ärgerlich. Ich hoffe, das bleibt nur ein kurzer Trend. So, Essen ist fertig.
    Viele Grüße
    Friedhelm

    AntwortenLöschen
  2. Danke für den Hinweis. Ich habe den Teil über Wandern jetzt weggelassen und den Hinweis speziell auf Nienburg etwas hervorgehoben. Vielleicht nicht mit Hamburg oder so zu vergleichen, aber Nienburg ist eine Stadt, dabei blibe ich :-()
    Kai

    AntwortenLöschen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Ich selbst speichere keine Daten.