Freitag, 26. Juni 2020

Projekt: Entdeckelungsgeschirr selber bauen

Unter all dem Zubehör, dass man so für die Imkerei bekommt, nimmt das Entdeckelungsgeschirr eine gewisse Sonderrolle ein. Zum einen ist es gerade für den Einsteiger nicht unbedingt im Fokus. Das heisst, es ist nicht jedem sofort klar, dass man das braucht (im Gegensatz z.B. zur Beute oder Schleuder). Daher wird das Thema -zu Unrecht- oft etwas stiefmütterlich behandelt. Wenn es dann aber soweit ist mit der Honigernte, wird das Thema gegebenenfalls dringend. 💣

So lange man noch bei seinem Imkerpaten oder im Verein die Ernte abarbeitet, hat man ja auch kein Problem. Aber irgendwann ist es soweit - ein Raum ist gefunden, Gabel(n) etc. hat man sowieso schon und in Recherchen zur Schleuder wurde eine Menge Zeit investiert. Und das Entdeckelungsgeschirr? "Kaufen, wenn es soweit ist. Oder selber bauen, kein Problem". Erst wenn man sich die Sache näher anschaut, merkt man, dass das weder billig noch trivial ist. 😣
Fangen wir mal mit dem Preis an. Wer eine Schleuder kaufen will und lange genug sucht, findet im Netz Angebote schon unter €100, bis €200 gibt es je nach Saison schon eine kleine Auswahl. Wenn man dann auf Entdeckelungsgeschirre blickt, ist die Welt nicht mehr so bunt. Die Preise bewegen sich tatsächlich in derselben Höhe! Also denkt man darüber nach, ob ein Selbstbau Sinn macht. Es gibt durchaus Anleitungen im Netz, aber man muss -im Gegensatz zu vielen anderen Basteleien- mit Metall arbeiten. Das ist etwas anderes, als ein Brett zusägen oder Leisten verleimen. Aber der Einsatz von Holz verbietet sich hier natürlich aus hygienischen Gründen von selbst. Wenn die Verarbeitung von Metall ein Problem ist, sollte man dann eher zu Kunststoff greifen. 👈

Wenn man sich die Standardausführungen im Handel ansieht, erkennt man im Wesentlichen die folgenden Teile:
- Unten einen Kunststoff- oder Edelstahlbehälter.
- Darin eine Edelstahlwanne, meist mit Sieb.
- Auf der Wanne die Halterung für den Rahmen, meist beidseitig ausgeführt.
- Optional gibt es noch Sachen wie eine Halterung für die Entdeckelungsgabel, drehbare Rahmenhalter  usw.

Für dieses Projekt wurde daher erstmal der Funktionsumfang reduziert. Das Wachs soll zwar weiter verwendet werden, nicht aber der Honig darin. Zunächst wurde auf die Wanne-in-Wanne-Konstruktion verzichtet. Das heisst, in diesem Fall gibt es erstmal nur eine Kunststoffwanne, die bei einem bekannten Restposteladen für €6 zu haben war - übrigens irrigerweise verkauft als "Unterbettbox mit Deckel, 32 Liter". 😈 Dann wurde das Lager gründlich gefilzt und zum Vorschein kamen: 1 TV-Halter für ein Sideboard, 1 Übergangsleiste aus Aluminium (1m). Weil ja nichts umkommen soll, wurde erstmal die Übergangsleiste in 4 Teile a 25 cm zersägt. Die war sowieso über, und wenn das nicht geklappt hätte, wäre noch der Gang zum Baumarkt fällig gewesen. 1m-Aluprofile kosten dort je €2. Das hat zur Folge, dass die Halterung auch nur einseitig wird. Ich habe allerdings auch noch nie gesehen, dass beide Seiten  gleichzeitig in Benutzung sind, von daher kein Problem. 😌

Dann war die TV-Halterung dran. Diese besass einen Auszug und einen Drehteller, beide waren über und mussten abgeschraubt werden:

Links das Original, rechts sind Auszug und Drehteller weg. Über die Schatten auf den Bildern legen wir mal den Mantel des Schweigens. 😇


Damit war schon mal ein Teil erledigt. Das Gestell für die Wanne ist der wohl schwierigste Teil. Grob aufgesetzt sieht das dann so aus:
Man sieht, dass das Gestell etwas zu gross für die Wanne ist. Was übersteht, kann später mit der Flex entfernt werden. Zuerst aber soll verhindert werden, dass der Aufsatz zur Seite rutscht. Das ist unwahrscheinlich, das Teil ist Massivstahl und wiegt bestimmt 5kg, aber mit nur 2 zusätzlichen Bohrlöchern und 2 Holzleisten bekommt man das in einer Minute besser hin. Im folgenden Bild sind die Leisten befestigt und man sieht auch die Teile der zersägten Aluleiste:
Hier sieht man, dass anstelle des TV-Gestells auch z.B. zwei Stahl- oder Aluleisten (aussen mit Holz verbunden wie im Bild) den Job genauso gut machen könnten. Eine weitere Befestigung ist jetzt nicht mehr erforderlich, die Auflage bleibt nach oben/unten verschiebbar oder man kann sie wahlweise nach oben abnehmen.

Nun folgte der etwas aufwändigere Teil: die Aluleisten mussten so umgebogen werden, dass sie die Rahmen aufnehmen und zu einem Gestell verbunden werden konnten. Dazu wurden sie mit Einhandzwingen auf einen Holzklotz gespannt und mit dem Hammer umgedengelt:











Nachdem die Teile alle fertig gebogen waren, kam der spannende Moment. Alles wurde -zunächst ohne weitere Befestigung- auf den Rahmen gepackt und zur Probe ein Rähmchen aufgesetzt.
Man erkennt zwei Dinge: prinzipiell sind die Biegungen richtig und leider sind die Aluhalter 2-3cm zu niedrig. Der Oberträger ist etwas höher (Halb- oder Flachrahmen wären natürlich kein Problem). Was tun? Doch noch zum Baumarkt, 2 Aluprofile holen, neu zusägen und dengeln? 😆 Oder doch lieber was frickeln? 😏Im Teilekasten fiel der Blick auf 2 Regalhalterungen. Die hatten zwar 90 Grad, aber nach der Bearbeitung mit einem Hammer gaben sie eine passable Schienenverlängerung ab:
Jetzt hat der Rahmen den richtigen Abstand. Hinten wurden dann noch ein paar Löcher gebohrt und die Schienen mit Flügelschrauben gesichert - dadurch bleibt alles demontierbar und man kann die Kiste nutzen, um die Teile und anderes relevantes Zubehör zu lagern. Der Abstand zwischen den Aluschienen bleibt natürlich nicht so - das ist nur fürs Foto, damit man sie besser sieht.

Ein paar kleinere Änderungen stehen noch aus, z.B. rechts den Überstand abflexen, vielleicht die Leisten auch vorne befestigen, zurückversetzen oder die Platte in der Mitte mit der Flex in Stege umwandeln. Das hat aber noch Zeit. Übrigens kann man am Steg rechts super die Entdeckelungsgabel abstreifen. Man könnte hier auch noch eine zweite, sehr kleine Kunststoffbox oder ein Sieb hineinstellen, um das Wachs direkt aufzufangen oder einen Teil des Honigs auszufiltern. Praktisch ein Sieb, wie ihn gekaufte Entdeckelungsgeschirre auch haben.
 
Insgesamt wenige Teile, zusammenlegbar und die Kiste kann immer noch zu Aufbewahrung -speziell der zur Entdeckelung notwendigen Ausrüstung- dienen. Dann muss man später nicht suchen. Wichtig, wenn (wie bei uns) alles in ein Lager geht. 😁

Zum Schluss noch ein Link bei Youtube auf ein ganz ähnliches Projekt.

Alle Bastelprojekte in diesem Blog in der Übersicht: Link

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