Kleine Honigkunde II: Preis und Qualität

Warum soll oder will man überhaupt Imkerhonig kaufen, statt 'normalen' aus dem Supermarktregal? Oder warum eben nicht? Und was ist mit Imkerhonig aus dem Supermarktregal?

- Die Preisdiskussion (Stand Herbst 2019):
Auch die weniger preissensitiveren Leute haben wahrscheinlich inzwischen mitbekommen, dass selbst der billigere (Marken)Honig aus der 250g-Plastikflasche -nennen wir ihn hier mal 'Fette Hummel'- etwa €10 pro kg kostet; heruntergerechnet auf ein 500g-Glas also €5. Damit ist dieser Honig kaum billiger als ein Glas vom Imker. Das schwankt natürlich je nach Art des Honigs, dem Ort und dem Imker, es gibt da grössere Spannen. Aber der normale Honig vom Imker wird sich oft etwas darunter befinden, der Imkerverband hat zuletzt für 2019 einen Durchschnittspreis von etwa €5,50 pro Glas gemeldet.

Imkerhonig findet man von grossen Berufsimkern gelegentlich in manchen Supermarktregalen als 'lokale Produktion'. Diese sind in der Regel etwas teurer als der Direktkauf beim Hobbyimker, da der Vertrieb und Transport natürlich zusätzliches Geld kosten. Und im Gegensatz zum Hobbyimker muss sich der Profi seine Arbeitszeit ebenfalls bezahlen lassen. So lange auf dem Glas 'Deutscher Honig' steht, ist das aber den Preis eigentlich immer wert. Übrigens: auch wenn gross 'Imkerhonig' oder 'Bio' auf dem Glas prangt, heisst das nicht, dass es sich um Deutschen Honig handelt... 😒

Der Hobbyimker (speziell in der Stadt) macht dabei übrigens eher selten Profit. Die Zahlen sind kein Geheimnis, wer will kann selber nachrechnen: für 2 Stöcke kostet die Erstausstattung etwa €500 (ohne Schleuder, Wachsschmelzer etc.), ab dem zweiten Jahr liefert ein Stock vielleicht 20 kg Honig. Bis es soweit ist, muss aber nachinvestiert werden. Es ist ein Hobby und Hobbies kosten Geld. Die Stunden an Arbeit sind darin auch noch nicht gerechnet - und praktisch alle Arbeiten mit den Bienen sind Handarbeiten. Und Schmerzensgeld für Stiche ist erst recht nicht drin 😉 Wer mehr wissen will, für den findet sich eine detaillierte Aufstellung in den Posts dieses Blogs (Suche nach "Finanzen").

- Die Qualitätsdiskussion:
Weil Deutschland nur etwa 25% seines Eigenbedarfes an Honig produziert, muss der Rest importiert werden. Fast nirgends auf der Welt sind die Vorschriften und Kontrollen (!) dabei so streng wie hier. Neben den gesetzlichen Anforderungen an ein Lebensmittel geht der Imkerverband DIB (Deutscher Imker Bund) mit seinen Vorschriften sogar noch weiter. Auch wenn nicht alle Hobbyimker Mitglieder sind, richten sich doch fast alle nach den dort vorgegebenen Werten.

Bei Importhonig sieht die Welt dagegen anders aus. Hier wird hauptsächlich durch die Importeure kontrolliert. Das kann funktionieren, aber Laborarbeiten sind teuer. Und die Vorgaben durch Gesetze sind zumindest bisher windelweich: ein bekannter Abfüller wurde 2019 von seinem Labor darauf hingewiesen, dass die Formulierung 'Mischung aus EU- und Nicht-EU-Honigen' bei über 95% Honig aus China grenzwertig sei. In den Verkehr gebracht wurde das trotzdem - und das legal.

Noch schlimmer wird es, wenn man berücksichtigt, wie speziell in China mit dem Naturprodukt Honig umgegangen wird. Nicht nur ist die blosse Fälschung verbreitet (etwa durch Zusatz von Sirup), sondern selbst 'echter' Honig wird minderwertig durch unsachgemässe Behandlung. Zwischen Einlagerung durch die Bienen und Ernte muss man warten, bis die Bienen den Honig getrocknet haben. 'Trocken' heisst weniger als 20% Wasser (per Gesetz) bzw. weniger als 18% (DIB). Die Chinesen ernten gerne früher und trocknen den zu feuchten Honig dann mit Maschinen, wobei aber je nach zeitlichem Abstand mehr oder weniger Gärstoffe anfallen. Das dürfte in Deutschland eigentlich nur noch als Backhonig verkauft werden, landet aber doch manchmal im Glas im Supermarkt. Laut Etienne Bruneau (Präsident der Apimondiakommission für Technologie und Qualität, im Bienenjournal 4/2020, S. 56, für Abonnenten) gibt es mittlerweile zwei Exportqualitäten in China: eine, die die Standardtests besteht. Und eine, die auch die technisch fortgeschrittenen Tests besteht. Die Letztere kostet mehr als das Doppelte. Das sagt eigentlich alles.

Abschliessend sei noch darauf hingewiesen, dass nicht nur chinesischer Honig ein Qualitätsproblem hat. Auch anderen Exporteuren wie der Ukraine begegnet die EU mittlerweile mit einem gewissen Misstrauen (Link).

- Die Standardisierungsdiskussion:
Die Importeure bzw. Abfüller bemühen sich um ein standardisiertes Industrieprodukt. Soll heissen: ein Produkt mit einem bestimmten Namen soll immer gleich aussehen und schmecken. Für Sortenhonige klappt das meistens einigermassen. Aber bei Mischprodukten wie der 'Fetten Hummel' heisst das:
-- Klarflüssig, nicht cremig
-- Relativ hell
-- Geschmacklich nicht sehr intensiv

Die Industrie hat aber dasselbe Problem wie alle Imker: die Bienen sammeln, was sie wollen und wann sie wollen. Das läuft der Standardisierung zuwider, also stellen sie immer wieder neue Mischungen zusammen, bis das Gesamtergebnis 'stimmt'. Dadurch bekommt der Konsument ein  Ergebnis mit Wiedererkennungswert. Dies kann ein Normalimker nicht leisten, weswegen sich manche dem Sortenhonig zugewandt haben. Auch das ist aber für Stadtimker (bzw. Standimker generell) in den meisten Fällen unmöglich, der Konsument muss hier damit einverstanden sein, dass der Honig eben jede Saison immer wieder anders schmeckt und/oder aussieht.

- Die Umweltdiskussion
Hier hat das Industrieprodukt allerdings gar nichts zu melden. Honig (und manchmal auch Gläser) werden durch halb Deutschland oder im Extremfall um die ganze Welt transportiert. Wer z.B. Manukahonig aus Neuseeland kaufen will, sollte sich darüber im Klaren sein. Dass angesichts der hier aufgerufenen Preise ein hohes Fälschungsrisiko besteht, versteht sich ebenfalls von selbst. Aber selbst Honig aus anderen Exportländern -etwa Mexiko- hat einen weiten Weg. Speziell das Glas des Imkerbundes ist seit bald 100 Jahren im Einsatz - und es gibt tatsächlich noch Gläser im Gebrauch von vor dem Krieg!

Es gibt allerdings auch andere mögliche Nebenwirkungen. Beispielsweise sind aus dem Ausland -insbesondere Nordamerika- nach Deutschland verbrachte Honige und Honiggläser ein Problem. Der Grund ist die AFB (Amerikanische Faulbrut). Die Keime im Honig haben keinen Effekt auf Geschmack oder Menschen. Aber wenn der Honig hier angeboten bzw. konsumiert und das Glas im Altglas entsorgt wird, finden irgendwann lokale Bienen den Weg dahin. Das Resultat sind dann sehr viele tote Bienen und grosse Sperrbezirke, um das Problem wieder in den Griff zu bekommen.

Um die Grössenordnung klar zu machen: 75-80% des in Deutschland verkonsumierten Honigs sind importiert, von denen wiederum sind geschätzt 90% (!) mit Faulbruterregern belastet. Bei jedem Ausbruch müssen je nach Situation u.U. sofort alle (!!) Völker am Stand vernichtet werden. Und innerhalb eines mehrere Kilometer umfassenden Sperrbezirkes werden alle Völker untersucht. Bei positiver Diagnose: siehe oben.

Darum also die Bitte: lassen Sie niemals Honiggläser offen draussen herumstehen oder -liegen, besonders nicht, wenn Importhonig drin war. Auch nicht im Altglascontainer und erst recht nicht vor einem Bienenstand. Es gibt keine möglichen positiven Effekte für die Bienen; Bienen und Imker können aber Riesenprobleme bekommen.

Weiter mit Teil 3: Was tun, wenn der Honig sich verändert
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