Einige Sachen sind mal klar: Bienen machen Freude. Bienen machen Spass. Mit Bienen ist das Leben entspannter. Naja - meistens jedenfalls. Wer sich mit dem Gedanken trägt, Bienen zu halten, dem muss aber auch klar sein, dass einiges an Arbeit dazugehört. Viele haben vielleicht so ein Bild vor Augen, wo jemand im Stuhl vor dem Volk sitzt und beobachtet, wie (natürlich glückliche) Bienen ein- und ausfliegen. Vollbepackt mit Pollen und Nektar von der Blühwiese. 😇
Überraschung: ganz so ist es nicht. Aber ausser gewissen jahreszeitlichen Einschränkungen (wir berichteten an dieser Stelle, Link) gibt es auch noch effektive Arbeiten zu tun. Letztlich ist Imkerei auch Landwirtschaft und überdies will man ja, das es den Bienen gut geht. Man kann also mehr oder weniger für die Tiere tun. Den wenigsten Leuten ist von Anfang an sofort klar, dass das ein Aufwandsproblem ist. Um eine Analogie zu bemühen: man kann Kühe im Stall halten oder auf der Weide, von Hand melken oder mit der Maschine. Oder ihnen eine Streichelanlage bauen. 😮 Dasselbe gilt analog auch für Bienen.
Anlässlich einer recht unterhaltsamen Diskussion mit dem Berufsimker Ralf Sester, bei dem es um die unbeliebtesten Arbeiten ging (Youtube-Video, Link), stellten sich viele der anwesenden Imker/innen ihre persönliche Hitliste zusammen. Auch wir haben nach mittlerweile über 4 Jahren eine eigene Meinung zu den Themen der Kategorie "davon hat uns aber vorher nieeee einer was gesagt". 😰 Nun ja - wer sich eine Kuh im Stall hält, muss hin und wieder ausmisten. Aber wie ist das bei den Bienen?Man muss dazu wissen, dass man sich von vielen Tätigkeiten 'freikaufen' kann. Allerdings kostet das auf Dauer so viel Geld, dass das nur die wenigsten Leute wirklich durchziehen. Der Durchschnitts-Hobby-Imker mutiert dagegen zum Bastler; dass es auch hier auf diesen Seiten so viele Artikel unter der Überschrift 'Projekt' gibt, ist kein Zufall. Man kann sich (fast) alles kaufen, und alles kostet im Imkerbedarf teilweise unfassbare Mengen Geld. Und schliesslich ist es die Natur eines Hobbys, Zeit zu kosten. 😏
Aber abgesehen von der Ausrüstung, welche wiederkehrenden Arbeiten gibt es denn, die den Hobbyimker nerven könnten? Das ist natürlich auch immer Geschmackssache, aber hier sollen ein paar Tätigkeiten aufgezeigt werden, die allgemein eher unbeliebt sind. Und natürlich, wie man vielleicht darum herumkommt.
WAS: Wabentausch/Wachsschmelzen (schmutzig)
WANN: je nach Vorgehensweise im Frühjahr bei der ersten Durchsicht und/oder im Herbst bei Einwinterung. Im Herbst ist es gegebenenfalls etwas schwieriger, weil die Bienen dann durch den Geruch stärker angelockt werden (Trachtlosigkeit).
WARUM: alle Waben altern, sobald sie bebrütet werden; dadurch werden sie mit der Zeit schwarz und/oder fangen an zu schimmeln. Spätestens dann sollten sie ausgetauscht werden, da sie sonst die Gefahr von Krankheiten erhöhen. Das Bienenwachs darin ist allerdings völlig in Ordnung, wertvoll und kann (und sollte) zurückgewonnen werden.
WIE: in einem Wachsschmelzer (Link) werden die Waben erhitzt, sodass das Wachs ausläuft. Dann kann es wiederverwendet oder gegen neue Wachsplatten vergleichsweise günstig beim Umarbeiter oder Imkerhandel getauscht werden. Die Holzrahmen müssen von den Resten gesäubert werden und können dann ebenfalls wiederverwendet werden.
OPTION: ausgemusterte Rähmchen komplett (d.h. Holz und Waben) wegwerfen und ersetzen. Die gehören in den Restmüll und ist -bis auf den Draht bzw. Tackernadeln- biologisch abbaubar. Das kostet (Stand Frühjahr 2021) für einen Rahmen DNM ca. €1,30 für das Holz plus ca. €1,00 für das Wachs. Pro Jahr und Volk müssen etwa 10-15 Rahmen ausgetauscht werden, Summe alleine dafür also ca. €30.
WAS: Mittelwände einlöten (eintönig)
WANN: normalerweise im Winter, dann ist am meisten Ruhe. Gelegentlich aber auch in der Saison, wenn man sich beim Bedarf verschätzt hat.
WARUM: man kann Rahmen fertig kaufen und Mittelwände ebenfalls. Aber wenn man diese beiden Sachen zusammenbringen will, müssen die Mittelwände in die Rahmen eingeschmolzen werden.
WIE: Meistens muss man die Drähte vorspannen. Mit einem Trafo wird der Rähmchendraht danach erhitzt; man nutzt dazu am besten einen Lötrahmen, eine Bauanleitung gibt es auch hier auf diesen Seiten (Link).
OPTION: keine, Rahmen mit bereits eingelöteten Mittelwänden sucht man im Imkerbedarf (bisher?) vergebens. Wie vieles andere auch in der Imkerei, ist dies eine reine Handarbeit, die irgend jemand machen muss. Man könnte versuchen, jemanden dafür zu bezahlen; aber eigentlich machen das alle Imker selber. Man kann auf einen Lötrahmen verzichten, aber dann wird es frickelig und dauert länger. 😒
WAS: Milbenbekämpfung (unangenehm)
WANN: Bei Wirtschaftsvölkern nach dem letzten Abschleudern ab Spätsommer und im Dezember, bei Ablegern auch im Frühjahr.
WARUM: Die Menge an Varroamilben in einem Volk muss unterhalb einer Schadschwelle gehalten werden. Wird diese durch zu falschen Einsatz des Imkers überschritten, stirbt das Volk in absehbarer Zeit.
WIE: Durch Zugabe einer Dosis Ameisen-, Milch- oder Oxalsäure wird die kleinere Milbe geschwächt oder getötet, während die Biene diese verträgt. Diese Operation ist ziemlich diffizil und in den meisten Fällen wetterabhängig. Bei Einsatz von zu wenig Säure werden die Milben nicht im Zaum gehalten und überschreiten womöglich die Schadschwelle. Bei zuviel fallen auch etliche Bienen und Brut der Säure zum Opfer.
OPTION: Es gibt mittlerweile auch weitere Behandlungsmöglichkeiten wie TBE/TUB (Totalbrutentnahme/Teilen und Behandeln) oder Käfigen, die allerdings für Kleinimker nicht ganz einfach umzusetzen sind. Und die 'Bienensauna', bei der Brut oder/und Bienen erhitzt werden, bis die Varroa stirbt. Dies sind recht teure Geräte und die Anwendung ist einigermassen komplex. Ansonsten keine - es sei denn, dass Sterbenlassen der Bienen wird als Option gezählt.[Ergänzung 8/24: ja, es gibt Bestrebungen, die europäische Honigbiene varroaresistent zu züchten. Aber darauf kann man zumindest in der Gegenwart nicht warten. Die einzige Alternative wäre hier, ohne Behandlung gegen die einsetzende Sterblichkeit zu vermehren. Es gibt auch Imker, die das tun.]
WAS: Königinnentausch (extrem unangenehm)
WANN: Vor Beginn oder nach Ende der Saison (Frühjahr oder Herbst).
WARUM: Jedes Bienenvolk hat einen eigenen Charakter, der durch die Königin bestimmt wird. Eine schwache Königin bringt ein schwaches Volk hervor - eine agressive Königin ein agressives Volk. Definiert wird das alleine durch den Imker.
WIE: Durch Ersatz mit einer neuen Königin (selbst gezüchtet oder gekauft). Bevor man diese in das Volk einsetzen kann, muss man die alte Königin selbst töten ('Abdrücken') und etwas warten, bis die Bienen in eine Art Panikmodus verfallen. Ansonsten wird die neue zugesetzte Königin nicht akzeptiert und abgestochen.
OPTION: Es dem Zufall überlassen. Man lebt mit der Königin und dem Volk so lange weiter, bis die Bienen von sich aus umweiseln, d.h. eine neue Königin erzeugen und das Problem selber lösen. Oder die alte Königin verschwindet, entweder mit einem Schwarm oder per Königinableger. Es kann auch passieren, dass die Bienen nichts tun, in dem Fall stirbt das Volk mit der Königin.
WAS: Zargen heben (anstrengend/schlecht für den Rücken)
WANN: Während der Saison bei jeder Kontrolle, extrem während der Ernte.
WARUM: So lange man in die Beute sehen will (um das Volk zu kontrollieren) oder man Honig oder Wachs ernten möchte, müssen Beuten bzw. Beutenteile angehoben werden. Ein voller Honigraum DNM 1,0 kann locker 30 kg (!) wiegen, auf Brust- oder Schulterhöhe durchaus eine Herausforderung - speziell, wenn man es mehrmals hintereinander machen muss. 😲
WIE: Normalerweise ist das Handarbeit, im besten Fall zu zweit. Bei sehr schweren oder vielen Honigzargen ist das fast ein Muss. 💪
OPTION: Man kann sich passender Hilfsmittel bedienen, sofern der Standort das hergibt (Wanderkarre, Schwenkarm, Deckenkran). Das ist zwar langsamer und teurer, schont aber den Rücken ungemein. Wer weiss oder denkt, dass er/sie längerfristig dabei bleibt, sollte dringend über eine entsprechende Investition nachdenken. Gesundheit ist unbezahlbar - im Gegensatz Hilfen wie dem Bienenkran oder dem Bienenroller. Die zweite Möglichkeit besteht in einer besseren Verteilung. Wer mit DNM imkert, kann statt der 1,0-Vollzargen auch 0,5-Halbzargen oder 2/3-Flachzargen benutzen. Diese sind entsprechend leichter, verlangen aber Investitionen in separate Ausrüstung.
WAS: Ausrüstung säubern (schmutzig)
WANN: Fortlaufend in der Saison
WARUM: Bei den Bienen klebt und schmiert dauernd irgend etwas, was man an allen (wirklich allen) Kleidungsstücken des Imkers sieht. Speziell Propolis wird dann auch überall hingeschleppt.
WIE: Abkratzen, abwaschen, abwischen, abbürsten... usw. usw.
OPTION: Neu kaufen, säubern lassen oder am Besten vor der Arbeit umziehen: wenn man erstmal Propolis in die eigene Wohnung geschleppt hat oder der Handybildschirm durch die Schmiere nicht mehr reagiert, ist es eigentlich zu spät. 😒
WAS: Preiserhöhung Honig (unangenehm)
WANN: Vor Beginn der neuen Saison... oder einem beliebigen anderen Zeitpunkt
WARUM: Der Rest der Welt bleibt nicht stehen und selbst der Hobbyimker möchte eine Wertschätzung seiner Arbeit. Und allen Deflationsrufen zum Trotz werden die meisten Dinge teurer. Regelmässige Preisanpassungen in kleinen Schritten (20-50 Cent) sind daher auch angemessen. Und haben den Vorteil, dass man sie normalerweise nicht begründen muss. [Ergänzung Juni 2022: Die Inflationsrate liegt jetzt bei 8%, Preiserhöhungen sind nun unvermeidbar.]
WIE: Preisschilder und -angaben ändern. Es ist so leicht einfach.😯 Anhaltspunkte über das Preisniveau bekommt man z.B. beim DIB, Destatis, im Supermarkt (für Imkerhonig!) oder auf dem örtlichen Wochenmarkt.
OPTION: Seltener bzw. nur unregelmässig erhöhen. Allerdings werden dann die Sprünge grösser, je nach Anzahl der Jahre u.U. erheblich. Es ist aber schwieriger, eine Erhöhung um mehr als 1 Euro speziell an den Stammkunden zu bringen. Da wird dann schon mal gefragt. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Erhöhung durch möglichst hohe Rückgabequote der Gläser im Rahmen zu halten. Das erfordert dann aktive Information und Teilnahme der Kundschaft.
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