Die Wachsgewinnung ist etwas, was den meisten Hobbyimkern -speziell am Anfang- eher nicht so ins Auge fällt. Zwar fällt der Posten durchaus auf (ein Kilo kostet zurzeit etwa €20), aber er steht angesichts der zahlreichen anderen dringenderen Themen doch eher nicht im Mittelpunkt. Das erste Wachs ist meist Bestandteil der Bienenlieferung (man kauft oder bekommt meist die Bienen auf kompletten Rahmen) und bei etwa €100 pro Beute plus notwendigem Anfangszubehör fällt das nicht so ins Gewicht.
Wenn allerdings Erweiterungen fällig werden (zusätzliche Honigräume, zusätzliche Beute, mehr Rahmen) und wieder ein bis zwei Kilo Wachs auf der Rechnung stehen, kommen die ersten Überlegungen. Ist ja schon etwas teuer. 😒Wie und wo kann man was sparen? Und wie macht man das normalerweise?
Zunächst etwas Theorie. Bienen brüten gerne auf 'gebrauchten' Waben, das heisst, sie ziehen dunklere Waben vor. Irgendwann (nach etwa 2-4 Jahren) werden diese aber schwarz, dann sollten sie im Rahmen der Wabenhygiene ausgetauscht werden. Die Bienen bekommen dabei -je nach Betriebsweise und Art der Beuten- neue Mittelwände oder auch ausgebaute Waben wie z.B. ausgeschleuderte Honigrahmen.
Was passiert aber nun mit den ausgemusterten, entnommenen Altwaben? Natürlich könnte man die einfach im Restmüll entsorgen. Das ist nicht verboten und auch ökologisch unbedenklich, aber angesichts des darin enthaltenen Wachses am Ende kein billiges Vergnügen: jedes Wachs, das ich mit der Wabe wegwerfe, muss ich neu kaufen. Im DNM und Zander ergeben etwa 14-15 Mittelwände ein Kilogramm, bei ausgebauten Waben vielleicht 9-10. Spätestens ab dem dritten Jahr läppert sich das auch beim Kleinimker zu dreistelligen Summen zusammen.
Als Alternative zum Wegwerfen bietet sich das Einschmelzen an. Mit eingeschmolzenem Wachs hat man folgende Optionen:
- Zum Umarbeiten bzw. Umtausch an den Fachhandel geben (Kosten etwa ein Viertel des Neukaufes).
- Im Endausbau selbst zu neuen Mittelwänden umarbeiten. Das ist aber eher nichts für Kleinimker: man benötigt zusätzlich eine Schmelze und eine Plattenpresse. Daher wird hier der Weg zur Umarbeitung beschrieben.
Viele Imker fangen mit einem Sonnenwachsschmelzer an. Der ist billig, kostet nichts im Unterhalt und ist für Bastler auch relativ leicht selbst zu bauen. Die Haken: die Kapazität ist überschaubar und die meisten Imker tauschen die Waben bei der Frühjahrsdurchsicht, wenn die Sonne speziell hier im Norden noch nicht so stark scheint. Ausserdem (und das ist ein Punkt der gerne übersehen wird) sind Sonnenwachsschmelzer nicht sehr effektiv. Untersuchungen sagen, dass man bezogen auf den Einsatz der Mittelwand nur etwa 80-100% zurückgewinnt. 😞
Daher greifen viele Leute mittlerweile auf einen Dampfwachsschmelzer zurück. Die liefern mit 100-130% des Einsatzes deutlich mehr. Der Grund, warum es mehr als 100% werden können: die ursprünglich investierte Mittelwand sind 100%, der Rest ist der ausgebaute Teil, also die Wände und Deckel, die die Bienen darauf gebaut haben. Fertige Lösungen sind aber recht teuer, bei etwa €150 geht es los. Daher soll hier eine mögliche DIY-'Billiglösung' vorgestellt werden.
Die Teileliste:
- Passende (hier 80 Liter) Plastikkiste mit Deckel (€9)
- Gewindestange Edelstahl (€4)
- Dampftapetenablöser (€35)
- Kleinteile (Muttern, Unterlegscheiben, €2)
- Fassanschluss (nicht unbedingt erforderlich, €5)
- Schlauchschelle zur Befestigung (im Bestand)
- Einmal-Alubräter (3 St. €1,50)
- Holzreste
Werkzeuge: Akkubohrer, Flex oder Eisensäge, Cuttermesser
Der Zusammenbau gestaltet sich relativ einfach, am schwierigsten war noch das Zerteilen der Gewindestange. Die aus Edelstahl sind stabiler als die normalen und darum speziell mit einer Handsäge schwerer zu zersägen; dafür rosten sie nicht unter Dampf. Statt Metall ist auch Kunststoff denkbar, wenn man sowas findet. Holzkonstruktionen sind denkbar, würden sich allerdings unter Dampf und Rahmengewicht wahrscheinlich schnell verziehen.
Die Stangen werden dann in der Kiste durch entsprechend gebohrte Löcher gezogen und mit Hilfe der Muttern befestigt. Sie dienen als Aufnahme für die Rahmen. Ausserdem werden noch zwei weitere Löcher gebohrt. Das eine zur Schlauchdurchführung (bzw. für einen Fassanschluss), das andere für den Ablauf des geschmolzenen Wachses. Hier ist auch der einzige Haken gegenüber Fasskonstruktionen. Man sollte unten irgendeine Art von Vorfilter mit Trichter konstruieren, der für das Zusammenlaufen des Wachses sorgt. Das ist bei Fässern einfacher. Es gibt sicher bessere Sachen, aber die hier gezeigten Einmal-Alu-Bräter waren billig und sie sind leicht zu formen. 😁
Da wurden dann noch einige Holzleisten darunter gestellt, damit die Bräter schräg stehen und das Wachs in die richtige Richtung abläuft. Man kann das auch mit der ganzen Kiste machen. Andere Lösungen, z.B. ein entsprechend zugeschnittenes Lochblech oder auch zweckentfremdete Sachen aus Edelstahl (z.B. ein Gemüsegrillkorb oder ein Loch-Backblech), sind wesentlich teurer und müssen obendrein genau zur Kiste passen. Wenn man aber einfach alles weglässt, saut der Boden schnell zu und der Ablauf verstopft leicht.
Alternativ wäre es noch möglich gewesen, das Handteil des Dampfgerätes zu zersägen, um an den Schraubverschluss zu kommen. Das erschien aber etwas umständlich; den Schlauch einfach an einem Ende abschneiden und mit einer Schlauchschelle am Fassanschluss befestigen war wesentlich einfacher.
Zum Schluss muss noch ein Loch in den Boden gebohrt werden. Hier ist wieder etwas Vorsicht angebracht, da der Kunststoff schnell splittert. 👆 Am einfachsten löst man das mit einem vorher aufgeklebten Tape um das Bohrloch. In diesem Fall wurde ein 8mm-Loch direkt gegenüber dem Dampfeinlass an der Stirnseite in den Boden gebohrt. Das war es, das Gerät ist nun einsatzbereit.
Zu Teil 2: Einweihung (mit Verbesserungen)
Zu Teil 3: Überarbeitete v2.0 des Schmelzers (mit weiteren Verbesserungen)
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