Sonntag, 5. April 2020

Bienen aktuell: Honigräume aufsetzen

Einer der wichtigeren Termine der Bienensaison ist der zum Aufsetzen der Honigräume. Dafür gibt es verschiedene Faustregeln, auf die man sich aber nicht immer blind verlassen kann. Die bekanntesten beiden dieser Regeln lauten: - "Es gibt kein zu früh für Honigräume, nur ein zu spät". - "Die Honigräume setzt man auf, wenn die Kirschen anfangen zu blühen". Beide Regeln haben ihre Berechtigung, beide Regeln bieten gerade dem Einsteiger ohne Erfahrung gute Anhaltspunkte, beide kann man aber trotzdem hinterfragen bzw. präzisieren.

Die erste Regel bezieht sich auf das Schwarmverhalten. Setzt man die Räume zu spät auf, verhonigt womöglich der Brutraum. Jetzt im April ist aber die Zeit, in dem die ersten Weichen gestellt werden. Und akuter Platzmangel stellt sie womöglich in die 'falsche' Richtung, die Gefahr ist höher, dass das Volk in Schwarmstimmung gerät. Die zweite Regel nimmt in der Form z.B.  keine Rücksicht auf die Frage, wie die Temperaturen sind - eine Kirsche kann auch bei 10-12 Grad blühen, liefert dann aber noch keinen Nektar. Und beide Regeln sagen nichts über den Zustand von Völkern. Wie kann man also vorgehen? Zuerst die Wetterbeobachtung: die Drohnenrahmen waren bereits seit einer Woche eingesetzt, als Ende März die ersten Kirschen am Ort anfingen zu blühen. Das Wetter war allerdings noch sehr kalt, auch am Tag kaum mehr als 12 Grad, mit vereinzelten Nachtfrösten, die die ersten Blüten beschädigten und die Bildung von Nektar behinderten. Am Tag der Kontrolle wurde es endlich über 15 Grad warm.

Danach der Völkerzustand: hier am Standort stehen drei Völker, alle zweizargig auf DNM überwintert.

Völker 1-3 von links nach rechts

- Volk 1 ist ein Wirtschaftsvolk und im letzten Jahr geschwärmt. Es ist sehr stark aus dem Winter gekommen und hatte eine Woche nach dem Einsetzen des Drohnenrahmens bereits ca. ein Drittel davon ausgebaut. Das Brutnest erstreckt bei der Kontrolle sich bereits bis in die untere Zarge, auch einzelne Drohnen waren bereits zu sehen.

- Volk 2 ist ebenfalls ein Wirtschaftsvolk und im letzten Jahr geschwärmt. Es kam langsamer aus dem Winter (möglicherweise wegen einer höheren Varroalast), hatte ein kleineres Brutnest und nach einer Woche noch nicht mit dem Ausbau des Drohnenrahmens begonnen. Drohnen gab es daher auch keine.

- Volk 3 ist der Schwarmableger von Volk 2 aus dem letzten Jahr. Das Brutnest war hier etwas grösser als in Volk 2, aber auch nur auf der oberen Zarge und nach einer Woche mit minimaler Bautätigkeit im Drohnenrahmen. Auch hier waren noch keine Drohen im Bau.

Drei Völker, drei verschiedene Stände - aber zwei Faustregeln der Marke 'eine Grösse für alle'. Im Gegensatz zu Imkern, die viele Völker an mehreren Standorten haben und diese nicht ständig einzeln behandeln können, kann der Kleinimker mit drei Völkern am Haus diese durchaus zu unterschiedlichen Zeitpunkten den jeweiligen Massnahmen unterziehen.

Diese sahen schliesslich so aus:
- Volk 1 bekam sofort eine Vollzarge als Honigraum. Das Volk wollte offensichtlich bauen und war eindeutig auch stark genug, um keinerlei Probleme mit dem Beheizen des zusätzlichen Raumes zu haben. Der Futtervorrat war schon bei einer vorherigen Kontrolle durch Zuhängen von zwei Futterrahmen ergänzt worden. Dieses Volk ist vorgesehen für die spätere Massnahme 'Schwarmverhinderung durch Zwischenableger'. Ein Praxisbericht dazu erfolgt später. Das Verfahren wird auch beschrieben im Bienenjournal (Ausgabe 04/2020, S. 18, Bezahlschranke, Link). Der Honigraum war nach einem Tag voller Bienen.

- Volk 2 bekam angesichts des kleinen Brutnestes, weniger Bienen und fast keiner Bautätigkeit noch keinen Honigraum. Die Massnahme wurde um ein paar Tage bis in die darauffolgende Woche verschoben, für die erstmals Temperaturen von über 15 Grad angesagt waren. Die Schwarmverhinderung soll hier konventionell erfolgen. Der Honigraum (Halbzarge) war nach zwei Tagen noch nicht angenommen.

- Volk 3 bekam den Honigraum ebenfalls als Halbzarge und ein paar Tage später. Es wäre auch sofort möglich gewesen, aber die beginnende Bautätigkeit wird hier anderweitig abgeleitet. Der Grund dafür ist, dass es sich um ein generell anderes Verfahren zur Schwarmverhinderung handelt; auch hier wird es noch einen separaten Bericht geben. Der Honigraum war nach einem Tag angenommen.

Man sieht, dass sich sogar an so einem kleinen Stand die Völker völlig unterschiedlich verhalten können. Und dass man durch Beobachtung die Faustregeln (die absolut ihre Berechtigung haben) durchaus flexibel handhaben kann. Es ist natürlich einfacher, wenn es auf den letzten Tropfen Honig nicht so ankommt. 😏




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