Sonntag, 29. Oktober 2023

Schauvölker - nichts für Einsteiger?

Nachdem sie hier in diversen Artikeln am Rande schon erwähnt wurden, sollen hier mal ein paar Worte über Schauvölker verloren werden. Was ist das eigentlich und warum haben nicht alle Imker so etwas? Ist das was für Leute, die nicht 'ernsthaft' imkern wollen? Und warum eigentlich gibt es die nur während der Saison im Frühjahr/Sommer? 😕 Auch wir wurden ab und zu danach gefragt und wollen deshalb hier erklären, wieso das für uns keine sinnvolle Option ist.


Zunächst zur Definition: ein Schauvolk zeichnet sich dadurch aus, dass man in die Beute hineinschauen kann. Man kann also durch Öffnen irgendeiner Klappe das Volk und die Individuen darin in Ruhe und aus sehr kurzer Distanz (ein paar cm) betrachten. Interessant ist dabei natürlich auch vor allem die Königin, die zwecks leichter Erkennung normalerweise mit Farbe markiert ist. Damit das problemlos klappt, haben die meisten Schaubeuten nur Platz für 2 Rähmchen, die über- oder nebeneinander hinter Glasscheiben hängen. 👈 Vor den Glasscheiben sind Holzklappen wie ein Fensterladen angebracht, denn Bienen leben ja normalerweise in der Beute im Dunkeln. Es gibt auch grössere Schaubeuten, aber dann wird die Suche schon mühsamer und der Bau deutlich aufwändiger, denn man muss ja jeden Rahmen von jeder Seite betrachten können. Man kann diese Beuten auch kaufen, doch sind sie manchmal sehr extravagant (s. Bild) und vergleichsweise teuer.

Sonntag, 25. Juni 2023

Off Topic: Besuch von der Königin

Als jemand, der -zumindest in den letzten Jahren- die meiste Zeit im Homeoffice unter dem Dach verbracht hat, weiss ich gelegentliche Gesellschaft wirklich zu schätzen. Diese hier war allerdings etwas... ungewöhnlich. Dass sich Insekten in ein offenes Dachfenster verirren, ist für sich natürlich zunächst nichts besonderes. Ebenso wenig, dass durch dieses Fenster Hubschraubergeräusch dringen: das Krankenhaus nebenan macht hier manchmal mehr Betrieb, als wünschenswert wäre. 😒

Aber in diesem speziellen Fall merkte ich nach ein paar Sekunden selektiver Ignoranz der Geräuschkulisse, dass was nicht stimmte. 😂Vermutlich, weil das Geräusch so ungleichmässig wurde. Als ich verstand, was da passierte, konnte ich sogar noch zum Handy greifen, um ein kurzes Video machen. Und dabei sogar noch ziemlich nahe heranzugehen. Dazu muss ich anmerken, dass ich eine (und vermutlich dieselbe) Königin schon mehrmals zuvor im Garten gesehen hatte, etwa an der Wasserstelle für Vögel. Nur leider ohne die Möglichkeit, sie zu filmen, denn sie ergriff immer sofort die Flucht. Am besten beim Abpielen den Ton aufdrehen:


Diesmal brauchte Madame aber etwas Zeit, um sich zu orientieren - Zeit, die ich sinnvoll für einen kurzen Film nutzen konnte. Und wenn sie jetzt noch in der Nähe ein Nest baut wäre es perfekt, vielleicht halten die Hornissen unseren Bienen dann die Wespen vom Hals, die in der Nähe im Komposter nisten. 😈

Sonntag, 7. Mai 2023

Bienen aktuell: Abwehrstrategien Bienen vs. Hornissen

An der Varroa-Milbe kann man sehr gut erkennen, was passieren kann, wenn der Mensch versucht, die Natur zu verbessern. Der Versuch vor etwa 30 Jahren, asiatische Bienen in die europäische Zucht einzukreuzen, ging jedenfalls gründlich daneben. 😡 Alle Imker haben noch heute damit zu tun, der europäischen Honigbiene der Bekämpfung des mitgereisten blinden Passagieres zu helfen. In den letzten Jahren fängt aber ein weiterer Einwanderer an, Stress zu machen: Vespa Velutina, die asiatische Hornisse. Ursprünglich mit dem Warenverkehr aus Asien eingewandert, hat es diese Art mittlerweile über Spanien, Italien und Frankreich auch bis nach Deutschland geschafft. 

Da eine Bekämpfung nicht mehr möglich erscheint, geht der Blick mal wieder nach Osten. Wie schafft es denn die asiatische Honigbien, mit dem Problem fertig zu werden? Und hier soll deswegen mal eine recht interessante Gegenüberstellung erfolgen. Eine japanische Imkerin hat in einem Video das Verhalten von europäischen und japanischen Honigbienen im direkten Vergleich als Video dokumentiert (leider nicht mit Vespa Velutina, sondern der japanischen Riesenhornisse):


Hinweise: bitte Untertitel aktivieren. Leider nur Englisch, aber die Unterschiede im Verhalten sind auch so ersichtlich. Und gravierend. Offenbar benötigt die europäische Biene einen speziellen Abwehrmechanismus, die vorhandenen führen in den Untergang. Hier in Norddeutschland wird es wohl (hoffentlich) noch etwas dauern, bis der Klimawandel auch hier für eine Etablierung der Hornissen sorgen wird.


Links:
Natural Japanes Beekeeping: Youtube-Kanal mit Videos (Link)
Deutscher Imker Bund: Youtube-Vortrag zur Vespa Velutina (Link)
Nabu: Asiatische Hornisse dringt in europäisches Ökosystem ein (Link)
ARD/Alpha: Der neue Feind unserer Honigbiene, Artikel und Video (Link)

Mittwoch, 29. März 2023

Honig aktuell: Honigpanschen beim Importhonig nimmt Überhand

Wer sich schon einmal mit dem Thema Honigverfälschung auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass sich da teilweise sehr bedenkliche Entwicklungen abspielen. Auch hier im Blog gibt es dazu einige Seiten ("Kleine Honigkunde", Links am Ende des Artikels). Die Informationen dort sind allerdings nun schon etwas älter und ausserdem kamen sie alle mehr oder weniger aus dem Bereich der Imkerschaft in Europa. Nun gibt aber neue Informationen, und diesmal von amtlicher Seite.Und die lassen die Aussagen dieser Seiten mittlerweile geradezu optimistisch aussehen. 💥 Hier gibt es die Zusammenfassung von EuroNews als Video (1 Min.):


Der Artikel dazu (Link) ist noch deutlich informativer - und beunruhigender. War bisher China 'Panschland' Nummer 1, rücken jetzt auch die Türkei und (man staune) die Ukraine ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mittlerweile sind insgesamt offenbar fast die Hälfte Proben mit importiertem Honig auffällig. Zurückzuführen ist das vermutlich auf die Mischerei bei den Abfüllern: fast alles, was im Supermarktregal steht, ist gemischt aus aller Herren Länder. Sobald ein Anteil davon faul ist, wird das ganze Glas faul. Immerhin scheint sich in der EU aber was zu bewegen. 👍

Sonntag, 12. März 2023

Bienen aktuell: Frühjahrszeit - Fütterungszeit?

Das zeitige Frühjahr ist für den Imker eine echt schwere Zeit. Zwar hat der erste Teil geklappt, die eingewinterten Völker leben noch, was bedeutet, dass die Varroabekämpfung erfolgreich war. An der Milbe stirbt um diese Zeit kein Volk mehr. Aber zwischen diesem Punkt und dem nächsten -dem Aufsetzen der Honigräume- liegt noch ein letzter, ebenfalls sehr kritischer Meilenstein. Einer, der gerne mal übersehen wird: Futtermangel. 💥

Im Spätsommer wird den Bienen ja der Honig weggenommen. Dieser erfüllt in der Natur aber eine Aufgabe, nämlich den, das Volk über den trachtlosen Winter zu bringen. Nach dem letzten Abschleudern muss der Imker also für Ersatz sorgen. Dafür gibt es verschiedene Lösungen (wir verwenden Bienenfutter in Sirupform), die auch prinzipiell alle funktionieren. Das Problem: welche Menge ist denn genau 'genug'? 😕

Dafür gibt es allerlei Faustformeln, der Hersteller unseres Sirups sagt '1 Kanister pro Volk', das sind 14 Kilo Sirup. Der vorsichtige Imker weiss es etwas besser; es ist nun einmal nicht jedes Volk gleich. Und das heisst hier vor allem: nicht gleich stark. Man liest immer wieder den Hinweis 'ein starkes Volk überlebt den Winter eher als ein Schwaches'. Richtig, ABER: ein starkes Volk braucht bei Beginn der Saison und der Wiederaufnahme der Brut im Frühjahr auch viel mehr Futter. Darum gilt die eiserne Regel, dass die stärksten Völker zuerst verhungern. 👈

Der Imker hat hier zwei Probleme. Das erste ist festzustellen, dass ein Futtermangel überhaupt vorhanden ist. Das Zweite besteht darin, es rechtzeitig zu merken. 😒 Für den ersten Punkt benötigt man einen Vergleich, mit nur einem Volk hat man den einfach nicht. Dafür gibt es viele verschiedene Methoden, wir wiegen unsere Völker mit dem Bienenkran aus: erst nach dem Auffüttern, bei Einwinterung und dann mehrmals im Frühjahr ab etwa Ende Februar. Nicht früher, weil wir aus Erfahrung wissen, dass 14 Kilo Futter auch bei starken Völkern ziemlich weit reichen.