Sonntag, 29. Oktober 2023

Schauvölker - nichts für Einsteiger?

Nachdem sie hier in diversen Artikeln am Rande schon erwähnt wurden, sollen hier mal ein paar Worte über Schauvölker verloren werden. Was ist das eigentlich und warum haben nicht alle Imker so etwas? Ist das was für Leute, die nicht 'ernsthaft' imkern wollen? Und warum eigentlich gibt es die nur während der Saison im Frühjahr/Sommer? 😕 Auch wir wurden ab und zu danach gefragt und wollen deshalb hier erklären, wieso das für uns keine sinnvolle Option ist.


Zunächst zur Definition: ein Schauvolk zeichnet sich dadurch aus, dass man in die Beute hineinschauen kann. Man kann also durch Öffnen irgendeiner Klappe das Volk und die Individuen darin in Ruhe und aus sehr kurzer Distanz (ein paar cm) betrachten. Interessant ist dabei natürlich auch vor allem die Königin, die zwecks leichter Erkennung normalerweise mit Farbe markiert ist. Damit das problemlos klappt, haben die meisten Schaubeuten nur Platz für 2 Rähmchen, die über- oder nebeneinander hinter Glasscheiben hängen. 👈 Vor den Glasscheiben sind Holzklappen wie ein Fensterladen angebracht, denn Bienen leben ja normalerweise in der Beute im Dunkeln. Es gibt auch grössere Schaubeuten, aber dann wird die Suche schon mühsamer und der Bau deutlich aufwändiger, denn man muss ja jeden Rahmen von jeder Seite betrachten können. Man kann diese Beuten auch kaufen, doch sind sie manchmal sehr extravagant (s. Bild) und vergleichsweise teuer.

Die geringe Grösse ist auch das Hauptproblem. Normalerweise leben Bienen nicht auf 2, sondern (in der Saison in einer normalen Beute) auf ca. 20 oder mehr Rähmchen. Somit ist eine Schaubeute für die Bildung eines normalen Volkes zu klein. Die Königin hat relativ wenig Platz zum Legen und die die Arbeiterinnen wenig Platz zum Einlagern von Pollen oder Nektar. Dadurch herrschen gleich zwei ungünstige Randbedingungen: eine beständige Tendenz zum Schwärmen wegen des Platzmangels und Hunger wegen fehlender Lagermöglichkeiten.

Dies bedeutet selbstverständlich, dass der Imker immer wieder ein Auge auf die Schaubeute haben muss. Aus einer Schaubeute abgehende Schwärme sind natürlich relativ klein, aber trotzdem für den Stadtimker eher nicht so toll. Und schon wenige Tage ohne Flugmöglichkeiten können das Minivolk die wenigen Nahrungsreserven kosten, und ein Verhungern ist dann innerhalb weniger Stunden möglich. 😟

Hieraus leitet sich ab, wie der Zyklus eines Schauvolkes läuft: im Frühjahr bildet man einen Ableger mit frischer Brut auf einem Rähmchen, ein zweites mit Futter kommt dazu in die Schaubeute. Die Bienen ziehen sich eine neue Königin. Wenn die Beute zu voll wird, kann man entweder den Schwärmen zusehen oder von vorne anfangen. Und jede Schaubeute hat ein Futterabteil, das speziell bei ungünstiger Witterung regelmässig gefüllt werden sollte. Der Aufwand wird dadurch hoch, weil die Überwachung in so kurzen Abständen durchgeführt werden muss. Das würde sich übrigens relativieren, wenn wir Ableger bilden würden: die Arbeiten sind weitgehend identisch und ein zusätzlicher Ableger in der Schaubeute wäre kein wesentlicher Mehraufwand.

Im Herbst schliesslich wird das Schauvolk aufgelöst: es ist zu klein, um durch den Winter zu gehen, die Vorräte würden nicht reichen und der Aufbau einer Schaubeute macht es den Bienen unmöglich, eine Kugel zu bilden. Somit ist auch eine dauerhafte Haltung in einer Schaubeute ausgeschlossen. 💥

Fazit: ein Schauvolk muss man wollen. Für uns (ohne weitere Ablegerbildung und in der Stadt) ist es eher (leider) nichts.

Links:

Schaubeute mit 3 Rähmchen: Naturlatein (Youtube-Video, ab Min 2:45)




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