Donnerstag, 2. Juli 2020

Projekt: Insektenhotel selber bauen

Auch wenn der Begriff 'Biene' für die meisten Leute die Honigbiene meint, besteht das Leben selbst für den Imker nicht nur aus Honigbienen. Grundsätzlich ist es nicht die schlechteste Idee, auch anderen Insekten -darunter natürlich auch Wildbienen- ein eigenes Zuhause anzubieten.

Natürlich kann man auf fertige Lösungen zurückgreifen (die Auswahl z.B. in Baumärkten) ist mittlerweile beträchtlich. Man kann das aber auch mit minimalem Aufwand und wesentlich geringeren Kosten selber machen. Dazu kommt, dass bei dem vorgestellten Modell gewisse Konstruktionsfehler mancher Kaufmodelle vermieden werden. Wer das probieren möchte, findet hier einen Lösungsansatz. Die Grösse ist so gewählt, dass die Konstruktion auf jeden Balkon passt.



Zunächst die Teile:
- Eine Holzkiste beliebiger Grösse (die im Bild hat 40x30x15 cm), ab ca. €5
- Zwei passende Regalhalter und eine Rundschelle (nur zum Anhängen), ca. €4
- Regenrinnenschutz (nicht zwingend), waren Reste
- Beetumrandung aus Kunststoff (nicht zwingend), waren Reste
- Ein paar Schrauben, waren vorhanden
- Als Füllung alte Äste (Wald) und Schilfrohr (Bullenwiesen), umsonst

Das Werkzeug:
- Bohrmaschine/Akkuschrauber mit Holzbohrer von ca. 3-8mm
- Säge zum Zersägen der Äste (welche Art, ist ziemlich egal)
- Tacker für das Dach
- Schraubenzieher/Akkuschrauber

Einfache Holzkisten wie die hier verwendete findet man in jedem Baumarkt in allen Grössen. Einfach die für den geplanten Aufstellort (oder den eigenen Ehrgeiz 😉) passende nehmen. Zu berücksichtigen sind hier neben dem Platz noch folgende Punkte:
1) Die Kiste sollte aus unbehandeltem Holz bestehen.
2) Man benötigt bei grossen Kisten mehr Füllmaterial.
3) Bei Bedarf: eine grosse, gefüllte Kiste aufzuhängen ist schwieriger.

Also am besten speziell bei aufzuhängenden Kisten nicht zuviel Ehrgeiz an den Tag legen. Als nächstes folgt die Beschaffung der Füllung. Dazu benötigt man im Prinzip nur trockene Äste und trockene Schilfrohre. Anstelle des Schilfes tun es auch z.B. alte Brombeereranken oder tote Staudenstengel. Für die Äste gilt: je älter, desto besser.

Dann folgt die Beschaffung der Äste. Die im Bild haben einen Durchmesser von etwa 3-6 cm. Man kann einfach feststellen, ob ein Ast 'richtig' ist, indem man versucht, ein längeres Stück durchzubrechen. Wenn das mit etwas Anstrengung geht, ist der Ast richtig. Das ist übrigens der übliche Konstruktionsfehler #1 der Kauflösungen: es wird zu frisches Holz verarbeitet. Im Einzelfall darf man dann bis zur Besiedelung mehrere Jahre warten, bis das Holz den 'richtigen' Geruch für die Insekten hat. Für die obige Kiste benötigt man etwa 50 Aststücke der Kistentiefe von 15cm, also etwa 7,5 (!) Meter Äste - mehr als man denkt. Eine kleinere Kiste braucht entsprechend weniger. Für die Lücken dann noch einen Arm voll Schilf, das war es.

Nun zersägt man die Äste auf Länge. Die ist hier maximal gleich der Tiefe, also 15cm. Wer will, kann auch etwas kürzer schneiden, dann sind die Eingänge besser vor Regen geschützt. Danach folgt das Bohren der Löcher. Beachten muss man, dass die Löcher möglichst gründlich vom Bohrstaub befreit werden müssen, die Insekten können sich sonst leicht verletzen. Sie sind das nicht gewohnt, denn Bohrlöcher von Würmern sind innen immer glatt. Wer entsprechendes Werkzeug besitzt, kann ruhig damit glätten. Ausserdem muss man natürlich darauf achten, das Aststück nicht ganz zu durchbohren, was aber bei 15cm Tiefe kein Problem sein sollte. Man kann normale Bohrer ganz versenken. Bitte verschiedene Bohrergrössen benutzen, damit verschiedene Sorten Insekten einziehen können.

Hinweis: man findet öfter die Anmerkung, die Schnittseiten anzubohren sei suboptimal, weil eindringendes Wasser die Brut vernichten kann. Das stimmt, aber Kiste und Dach sollen ja davor schützen. Ausserdem ist das Holz alt und damit durchgetrocknet, sodass es wahrscheinlich nicht mehr reisst (ausser eingedrungenes Wasser gefriert). Die Alternative besteht darin, Äste zu nehmen, die einen Durchmesser haben, wir die Tiefe des Kastens ist. Dann könnte man auch durch die Rinde bohren.

Am Ende füllt man die Kiste mit den Aststücken, die Löcher natürlich sichtbar nach vorne. Die Lücken werden mit ebenfalls zugeschnittenem Schilf -oder was man sonst so hat- gefüllt. Die kann man ebenfalls anbohren, aber das können die Insekten auch selber machen, das Innere ist relativ weich.

Sobald alles einigermassen fest sitzt (ohne Klebstoffe, Fehler #2 der Kauflösungen), ist es im Prinzip schon fertig. Was jetzt kommt, ist Sicherung gegen Regen und Frass, sowie die Aufhängung. Man kann bei geeignetem Standort auf eines oder alles verzichten, hier sollen aber die Optionen gezeigt werden.

Zunächst der Regen: eindringendes Wasser kann die Brut schädigen, die Holzkiste an sich ist nicht wasserdicht. Daher kommt ein Dach drauf, in diesem Fall aus den Resten einer Beetumrandung aus Kunststoff, die einfach oben drauf getackert werden. Man kann alternativ auch Sachen wie Baumrinde benutzen; die hält aber natürlich nicht so lange. Mit einem Überstand ist das Hotel gut geschützt. Man sieht in diesem Bild, dass der hintere Teil unter einer Dachrinne liegt. Die Idee war, dass diese den hinteren Teil schützt, denn die Beetumrandung war auch genau 15cm breit. Das funktioniert nur mittelmässig, nach 3 Jahren musste die Kiste mit ein paar Schrauben ausgebessert werden.
Als nächstes kommt ein Netz vor die Front. Hier wurden aus einem Regenrinnenschutz (Laubfangnetz) Teile herausgeschnitten und -ebenfalls mit einem Tacker-befestigt. Tut man nichts, produziert man im Prinzip einen Futterautomaten für Vögel. Auch nützlich, hier aber nicht das Ziel. 😉 Und Fehler #3 bei Kauflösungen, wo oft Klebstoffe vorgezogen werden, falls so ein Schutz überhaupt installiert ist.

Falls jemand die in Kauflösungen obligatorischen Tannenzapfen vermisst: die sind komplett sinnlos und wurden hier daher absichtlich nicht verbaut, um Fehler #4 zu vermeiden.

Bleibt noch die Aufhängung. Oben und unten werden Regalhalterungen angeschraubt, unten steckt die Halterung in einer Schelle, damit man die einhaken kann. Das erleichtert das Anschrauben.
                                                                                                                   
Örtlich sollte die Anbringung möglichst sonnig, wind- und wettergeschützt erfolgen. Zeitlich kann man so ein Insektenhotel natürlich anbringen, wann man will. Wenn man es im Frühjahr macht (so bis Mitte April), bekommt man normalerweise noch eine gute Besiedelung. Je später es wird, desto weniger (und meistens auch kleiner) werden die Insekten. Das ist aber nicht schlimm - das nächste Frühjahr kommt bestimmt. 😀

Letzter Hinweis: die Insekten, die sich hier ansiedeln (sollen), brauchen auch Futter. Wer eine möglichst grosse Vielfalt an Arten erreichen möchte, pflanzt nach Möglichkeit noch eine kleine Blühwiese in einer Gartenecke, denn viele so nistende Arten sind Spezialisten für Pflanzen, die im gepflegten Garten kaum noch vorkommen.

Alle Bastelprojekte in diesem Blog in der Übersicht: Link







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