Sonntag, 28. November 2021

Projekt: Der Bienenroller

Zweifellos gibt es Dinge, die die Welt unbedingt braucht. Und solche, die die Welt vielleicht teilweise brauchen kann. Und dann sind noch die... nennen wir es mal Speziallösungen. 😇 Um so eine dreht sich auch dieser Artikel. Doch dazu muss erstmal das Problem beschrieben werden. Dieses besteht in der Enge hier vor Ort, welche sich durch das Aufstellen eines -ursprünglich nicht vorgesehenen- vierten Stockes weiter verschärft hat. Hinter den Beuten ist kaum Platz zum Umdrehen bzw. Arbeiten, sodass oft einzelne Zargen zur Seite hinaus befördert werden müssen, um sie dort abzustellen.

Der Bienenkran (Link) kann durch seine feste Installation zwar Dinge senkrecht bewegen, hat aber leider trotz Umbau nur einen sehr begrenzten Schwenkbereich. Der reicht -mit Tricksen- für 3 Beuten, aber nicht für 4. Für Brutzargen ist das noch in Ordnung, diese sind relativ leicht und stehen unten. Aber für Honigzargen, die schon mal die 30kg-Grenze knacken können und auf Schulterhöhe stehen, lässt man sich besser etwas einfallen - möglichst bevor der Rücken Missfallen signalisiert. 😨 Der Bienenkran überwindet den Höhenunterschied für Stöcke 1 bis 3. Doch was mache ich mit #4 und wie bekomme ich Zargen besser aus der Ecke, wenn sie mal unten sind? Dieses Problem sollte nun angegangen werden, und zwar mit dem 'Bienenroller'.

Zunächst einmal die Anforderungen:

- Ein fahrbarer Untersatz, auf den man eine (oder mehrere) Zargen stellen kann.
- Auf allerengstem Raum (mit Pflasterboden) rangierbar.
-- Wenn Geländegängigkeit erforderlich ist, s. Hinweis am Schluss des Artikels.
- Unten dicht, damit keine Bienen auf den Boden fallen (wichtig bei Durchsicht der Bruträume).
- Beim Verschieben dürfen sich die Zargen auf dem Wagen nicht bewegen.
- Minimaler (!!) Platzbedarf bei Lagerung, für noch mehr voluminöse Ausrüstung ist kein Platz.

Die Lösung: der Möbelroller. Angeschafft wurden die (es sind eigentlich 2) mal für eine Renovierung, bei der auch grosse Möbel mehrmals hin- und herbewegt werden mussten. Man kann sie grundsätzlich auch z.B. für Pflanztröge o.ä. verwenden, die Tragkraft beträgt 250 kg. Sie werden nur selten gebraucht, sind dann aber sehr nützlich. Und sie benötigen nur sehr, sehr wenig Platz bei der Aufbewahrung. Leider rutschen Zargen sehr leicht darauf und darum sollte so ein Roller mit einem Aufsatz versehen werden, auf den man eine Zarge packen kann, ohne dass diese sich beim Transport gross bewegt. Der Aufsatz sollte dabei abnehmbar sein: die (Segeberger) Zargen sind von der Grundfläche kürzer, aber breiter als ein Roller. Und dieser soll seine ursprüngliche Funktion und geringen Ausmasse behalten. Das Loch im Boden gehört dort übrigens hin. Man kann dann das Transportgut leichter ziehen bzw. ein Zugseil durchführen.

Wer so etwas nicht hat, könnte sich stattdessen natürlich auch ein Brett passend zusägen und etsprechende Möbelroller drunter schrauben. Die Kosten dafür dürften zusammen bei etwa €20 liegen. Aber sowas kann ja jeder. 😈 Und selbstverständlich kann man auch fertige Lösungen wie Transportwagen anschaffen - wenn man genügend Platz hat.

Die Idee: rechts und links eine Leiste anbringen, damit beim Bewegen die Zarge nicht verrutscht, was bisher immer ein Problem darstellte. Und ein innen liegender Boden, damit beim Transport keine Bienen herausfallen können. Wie üblich wurde im Bestand gestöbert und es erwies sich, dass auch ein schief gegangenes Projekt noch ein nützliches Ergebnis produzieren kann. Und zwar das ursprüngliche 'Projekt Bienenflucht' (Link). Dort war zunächst die Leistenhöhe falsch kalkuliert, weswegen die Konstruktion nicht funktionierte und erneut angegangen werden musste. Aber das hier ist Imkerei, da wird nichts weggeworfen. 😅 Und als Unterlage für eine Zarge funktioniert es (natürlich ohne die Seiten) gut. Die weissen Leisten stammen aus einer Truhe und hatten die richtige Länge von knapp 50cm, daher musste nichts gesägt werden.


Die Umsetzung bestand nun darin, die Leisten abnehmbar (!) so zu befestigen, dass eine Zarge nicht mehr nach rechts oder links verrutschen kann. Angefangen wurde mit einer Seitenleiste aussen, 2 Löcher durchbohren und dann schlug wieder die Stunde der Allzweckwaffe: die Gewindestange.😱 Man muss dann zwar immer 1-2 Minuten mit der Flex investieren, bekommt dafür aber (extrem günstige) Schrauben nach Mass.

Gewindestangen(reste) liegen bei mir immer welche herum. Ebenso passende Muttern und Unterlegscheiben. Festklemmen, bohren, durchziehen, Muttern drauf, abflexen, fertig.


Nachdem die erste Leiste fest war, wurden die alte Bienenflucht und eine Zarge auf- bzw. angelegt. Das ist einfacher als Ausmessen, damit war das Anbringen der zweiten Leiste ebenfalls schnell gemacht.

Nun nur noch die Zarge einsetzen, fertig. Für das Mass beim Bau wurde hier eine Halbzarge verwendet, aber das ist grundsätzlich egal: Segeberger Beuten aus Kunststoff haben eine sehr hohe Passgenauigkeit und sie sind quadratisch. Da muss man keine Sorge haben, dass andere Grössen nicht passen. Wer das für Holzzargen nachbauen will, muss natürlich gegebenenfalls über etwas mehr Spiel nachdenken; speziell Holzzargen von verschiedenen Herstellern können leicht einen Zentimeter oder zwei Unterschied aufweisen.


Hier nun das fertige Ergebnis. Man könnte natürlich auch z.B. mehrere Honigräume (auch verschiedener Formate) übereinander draufstellen. Die Tragfähigkeit des Rollers gibt das locker her. Die Zarge wird seitlich von den Leisten gehalten, quer dazu bleibt sie verschiebbar. Wer das noch verbessern will, zieht am besten mindestens 2 weitere Schrauben ein, die Flucht und Roller verbinden: dann kann die Zarge in keine Richtung mehr rutschen. Hier wurde darauf verzichtet, da man die Zarge beim Schieben ohnehin festhält. Für Verschub in Querrichtung reicht das sicher locker.

 

Bleibt nur die Demontage, denn die Saison ist fast vorbei und bis zum nächsten Einsatz dürfte es noch etwas dauern. Die Zargen werden selbstverständlich separat gelagert und die 'alte' Flucht kommt zu den 4 anderen. Übrig bleiben eigentlich nur die Leisten mit den Schrauben, die verbrauchen fast keinen Platz. Und bis auf 4 kleine Löcher -die die Originalfunktion nicht beeinträchtigen- hat der Roller keinerlei Schaden genommen.

Wie üblich zum Schluss noch die Teileliste, wobei diesmal alles aus dem Bestand kam - also kein Gang zum Baumarkt diesmal. 😅 Man könnte statt der normalen Muttern auch Selbstsichernde oder Sternmuttern verwenden, aber das habe ich mir vorläufig gespart. Die Sternmuttern sind eine Option für mehr Bequemlichkeit, wenn man häufiger an- und abbaut und keinen Schraubenschlüssel verwenden will.

- Der Möbelroller an sich kostet etwa €10-15.
- 4 Schrauben aus einer Gewindestange, Edelstahl, 8mm (kostet komplett normalerweise €2).
- 8 passende Muttern und Unterlegscheiben (kosten ebenfalls so €2).
- 2 Leisten, ca. 50x5x5cm (LxBxH, hier aus den Überresten einer Truhe).
- Werkzeug: Schnellspanner, Akkubohrer, Akkuflex, 13mm Schraubenschlüssel.

Die Bauzeit betrug kaum mehr als eine halbe Stunde. Das war allerdings hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass nichts vorkonstruiert oder gesägt werden musste. Dadurch ging es schneller, als wenn z.B. zuerst ein Unterlegbrett oder eine Rahmenkonstruktion hätten gebaut werden müssen.

Ein letzter Hinweis: wer das Teil geländegängig machen will, müsste das theoretisch mit luftbereiften Lastrollen und einem selbst zugesägten Brett lösen können. Das wird aber wesentlich teurer, da alleine entsprechende Rollen auf jeden Fall über €60 kosten dürften. Der Umbau eines einfachen Bollerwagens ist da womöglich billiger.

Alle Bastelprojekte in diesem Blog in der Übersicht: Link


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