Mittwoch, 13. Mai 2020

(Mini)Projekt: Bienenflucht selber bauen

Wie immer zur Zeit der Honigernte stellen sich diverse Fragen. Eine davon lautet: wenn ich den Honig aus den Honigräumen entnehmen will, wie bekomme ich die Bienen da heraus? Ich will ja schliesslich die Bienen nicht mitschleudern. Und es reicht auch nicht, sie einfach nur herauszubekommen, es soll möglichst bienenschonend sein.

Es gibt etliche Verfahren, wie man die Bienen entfernt. Die einfachste (und bei Kleinimkern gängige) ist, jeden Rahmen einzeln entnehmen, Bienen abschütteln und den Rest mit einem kleinen Feger herunterfegen. Dann muss man sich beeilen und den Rahmen bienendicht weghängen, bevor sich wieder Bienen darauf absetzen können. Das ist leider einigermassen umständlich und man muss sich sputen, denn wenn man zögert, kehren abgefegte Bienen zurück und mehrmals abgefegte Bienen werden schnell etwas... unleidlich. 😒 Aber was kann man sonst tun?
Es gibt noch andere Methoden, die oft den Einsatz von Maschinenkraft beinhalten und meist von Profiimkern eingesetzt werden. Zu nennen sind hier etwa der 'Bee Sweeper'  (eine Art Bienen-Kehrmaschine) oder die Nutzung von Druckluft zum Herauspusten der Bienen aus den Waben. In solchen Fällen tauscht man Zeit (mit Maschine geht es schneller) gegen Geld (die Maschinen haben ihren Preis). Für den Kleinimker sollte aber auch die Behandlung der Bienen eine Rolle spielen, die ist mit den genannten Methoden oft das Gegenteil von sanft.😰

Eine Möglichkeit der nicht-maschinellen Beschleunigung ist übrigens eine Art Schuhputzer ('Kehrfix'), bei dem der Rahmen mit den Bienen durch zwei gegenüberliegende Bürsten gezogen wird. Das geht schnell, aber sanft ist auch hier anders. Ausserdem werden die Bürsten leicht mit Nektar verklebt. Neben der Schnelligkeit des Arbeitens ist der einzige Vorteil, dass das Teil sehr billig ist bzw. man es mit etwas Geschick leicht nachbauen kann. Dadurch könnte es auch durch den Kleinmker eingesetzt werden.

Das kommt hier aber nicht in Frage. Darum wurde bereits letztes Jahr der Einsatz einer Bienenflucht geprobt. Eine Bienenflucht ist eine Art künstlicher Einbahnstrasse für die Bienen, ein Durchlass, der die Bienen nur in eine Richtung passieren lässt. Man setzt diese Bienenflucht einen Tag vor der Ernte unter den untersten Honigraum, sodass die Bienen nur noch heraus-, aber nicht mehr hineinlaufen können. Nachteile bei diesem Aufbau sind die Wartezeit und die Tatsache, dass der Raum den Bienen vorübergehend nicht mehr zur Verfügung steht.

Soweit die Theorie. Mit einer kleinen Bastelei wurde daher bereits letztes Jahr ein Anlauf genommen, so eine Flucht zu betreiben. Im Prinzip besteht sie nur aus einer dünnen Holzplatte (die auch für Laubsägearbeiten geeignet ist) und einer Flucht aus Kunststoff:


Die fertigen Kauflösungen sind als -sehr schmale- Zwischenzargen konstruiert. Im Gegensatz dazu war die Idee hinter der Bastelei oben, die Flucht direkt in die Beute zu packen. Das erwies sich bei einem Probelauf in der Praxis als nicht sehr günstig, weil selbst die geringe Tiefe dieses Modells zuviel war. Es passte einfach nicht richtig unter die eingehängten Rahmen. Dadurch gab es immer irgendeine Lücke, am nächsten Tag war der Raum jedenfalls nicht so bienenleer wie erhofft. Danach wurde ohne weitere Fehleranalyse erst einmal konventionell weitergemacht.😥

In diesem Jahr sollte jetzt also ein neuer Anlauf genommen werden. Eigentlich kam zuerst der Gedanke an eine völlige Neukonstruktion, aber dann wurde doch noch klar, wo das Problem lag. Zukünftig soll die Bienenflucht in eine Halb- oder Futterzarge gelegt werden, die dann als Zwischenzarge dient. Das Sperrgitter in der Futterzarge wird natürlich dafür herausgenommen. Jetzt passt alles zusammen. Man darf gespannt sein, wie gut das funktionieren wird.

Nachtrag 23.05.2020:
Das Verfahren, eine Zwischenzarge zu nutzen, funktioniert einwandfrei. Nach etwa 20 Stunden waren die Honigzargen praktisch bienenleer. Die Bienen haben dadurch etwas mehr Platz, so lange der Honigraum weg ist. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass die zusätzlichen Zargen den Spielraum nach oben (Bewegung mit dem Bienenkran) sehr einschränkt. Deswegen wurden die Platten um einen Rahmen erweitert. Das funktioniert jetzt nicht genau wie eine Zarge, weil die Platten für die Auflage auf die Zargenfalzen geschnitten wurden, also eigentlich etwas zu klein sind. Aber dafür können sie jetzt direkt zwischen Brut- und Honigraum stehen und nehmen nur wenige Zentimeter Platz weg. Das zählt im Moment mehr: es ist wichtiger, die schweren Honigräume mit dem Schwenkarm herunterheben zu können. Die Höhe der Leisten beträgt etwa 5 cm, das ist ausreichend. Bei der alten Konstruktion waren es nur etwa 2 cm.

Achtung: ein Nachteil bei dieser Konstruktion ist es, dass die Verleimung der Witterung ausgesetzt ist. Man muss daher damit rechnen, dass Holzleim bei Regenwetter Auflösungserscheinungen zeigt. Daher ist es sinnvoll, die Leisten nach dem Verleimen zusätzlich zu verschrauben bzw. Lücken mit dem Heisskleber nachzuarbeiten.



2 Kommentare:

  1. Womit hast Du die Bienenflucht auf die Platte geklebt? Ich habe dick Pattex genommen und die sind nach Trocknung wieder abgefallen. :-o

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  2. Mit ganz gewöhnlichem Holzleim. Mit Pattex habe ich seit gefühlt 30 Jahren nicht mehr gearbeitet, tippe aber mal darauf, dass es damit auch funktionieren könnte.

    Ich bin nicht der Holz-Experte (sondern mehr der Bastlertyp), denke aber, dass das Geheimnis nicht im Klebstoff, sondern der Verbindung liegt.

    Ich habe vor ein paar Wochen beim Discounter Einhandzwingen erstanden, weil ich sowas gar nicht besass und mich von einem Youtuber beeinflussen liess, der meinte 'kann man nie genug von haben'. Ich glaube, das stimmt: meine 6 waren eigentlich zu wenig.

    Ob Leim oder Pattex, mit Zwingen sollte das gehen. Du kannst auch verschrauben (Minimum 3 Schrauben, nur mit Vorbohren!) und eventuelle Lücken mit Heisskleber abdichten.

    Ich habe übrigens letzte Woche -wieder nur mit Leim und Zwingen- eine grössere Version gebaut, damit ich auf eine Zusatzzarge verzichten kann.

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