Freitag, 1. Januar 2021

Bienen Philosophie: Imker werden - oder lieber nicht?

Wie bereits am Ende des Artikels "Bienenhaltung ohne Imkerei oder Honig" (Link) angedeutet, gibt es durchaus Möglichkeiten, sich an Bienen im eigenen Garten zu erfreuen und etwas über sie zu lernen, ohne dabei gleich voll einsteigen zu müssen. Die dort skizzierten Möglichkeiten sollen an dieser Stelle daher noch ein wenig ausgebreitet werden, damit die Konsequenzen besser verständlich werden.

Wie beschrieben, gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Varianten: die Bereitstellung eines Stellplatzes für und das Mieten von Bienen. Beide haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, die hier nicht nur aus Sicht des Interessenten, sondern vor allem auch aus der des Imkers beschrieben werden sollen. Dies trägt dann hoffentlich etwas dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden. Wie funktionieren diese beiden Wege nun? 😕

(1) Stellplatzmodell

Zunächst die etwas einfachere Variante, der Stellplatz. Imker mit mehr als fünf Völkern sind öfter auf der Suche nach weiteren Plätzen, an denen sie ihre Bienen aufstellen können. Der Platz vor der eigenen Haustür ist normalerweise auf die eine oder andere Weise begrenzt. Ein gegebener Umkreis ernährt auch nicht beliebig viele Völker; ein Imker, der mehr möchte, stösst schnell an diese Grenze und benötigt dann weitere Flächen. Er hat allerdings das Problem der Anfahrt: 2 Flächen mit je 5 Völkern sind für ihn deutlich weniger arbeitsintensiv als 5 Flächen mit je 2 Völkern. Und selbstverständlich benötigt der Imker jederzeitigen Zutritt zu den Bienen. 👆 Vom Gartenbesitzer wird Mitarbeit nach Absprache nicht unbedingt erwartet, ist aber manchmal wünschenswert. Und sinnvoll, weil man so sehr viel über Bienen lernen kann.

Prinzipiell hat jeder Gartenbesitzer die Möglichkeit, eine oder zwei Beuten aufzustellen oder aufstellen zu lassen. Per Gesetz hat die Honigbiene einen Sonderstatus, sie ist weder vollständig Wild- noch Haustier. Wer Interesse hat, kann sich dazu das BGB ansehen: die Honigbiene kam schon in der allerersten Ausgabe vor. §961-964 schränken hier den §960 ein. (Link) 😎

Generell ist Bienenhaltung daher erst einmal nicht zu verbieten, aber es gibt natürlich gewisse Einschränkungen. Auf dem Land sind die gering, dort herrscht oft auch ein gewisses Gewohnheitsrecht. In der Stadt dagegen hat man speziell z.B. in der Nachbarschaft zu Kindergärten eher ein Problem. Man kann in solchen Fällen nur mit Vorabsprachen gegensteuern, um eventuellen Bedenken entgegenzuwirken. Technisch ist also die Bienenhaltung zunächst erlaubt, wo sie nicht explizit verboten ist (und solche Verbote gibt es bisher praktisch nirgendwo). Aber im Einzelfall sollte man es nicht auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen, denn: "Auf hoher See und im Gerichtssaal ist man alleine in Gottes Hand". 😒

Wer einen eigenen Garten hat -und falls die Bebauung nicht zu dicht ist- sollte allerdings in der Lage sein, einen oder auch drei Stöcke aufzustellen bzw. aufstellen zu lassen. Hier sind dann die Ausrichtung des Flugloches und die Abflughöhe entscheidend. Man stellt seine Beuten nicht so auf, dass sie dem Nachbarn direkt auf die Veranda fliegen. 😅 Wenn man nun noch ein Hindernis in der Flugschneise hat -etwa eine Hecke oder Mauer- werden die Bienen eine entsprechende Höhe erreichen, bevor sie ein Nachbargrundstück überfliegen.

Wer dennoch bei der Zurverfügungstellung eines Gartens in diesem Punkt ein Problem sieht, kann mit dem Imker eine Absprache treffen. Wenn es aufgrund massiven und anhaltenden Widerstandes in der Nachbarschaft gar nicht klappt (eher selten), muss der Imker die Bienen wieder mitnehmen.

(2) Mietmodell

Richtig gelesen: Bienen kann man mieten. Auch in diesem Fall gehören die Bienen jemand anderem. Entwickelt wurde das Modell ursprünglich für Firmen. Dann werden die Beuten oft mit Firmenfarben oder -logos versehen, und man kann als Option auch die Honigernte in speziellen Gläsern bekommen, um diese dann an Mitarbeiter oder Kunden abzugeben.😎 Dies ist das Profimodell, dessen Service allerdings eine dreistellige Summe pro Monat kostet. Wie immer hier: keine Werbung, bei Interesse bitte 'Bienen mieten' in der Suchmaschine des Vertrauens eingeben. In diesem Modell legen die Mieter nirgends Hand an die Bienen. Bequem, aber etwas unflexibel und nicht billig.

Allerdings haben sich in letzter Zeit auch verstärkt Nebenerwerbsimker mit Mietmodellen für den Privatnutzer versucht. Das ist im Prinzip ein erweitertes Stellplatzmodell. Während der Stellplatz primär für Leute ist, die sich zwar nicht intensiv kümmern wollen, ansonsten aber durchaus an Bienen interessiert sind und vielleicht sogar gelegentlich etwas mitarbeiten, sind Mieter auch hier (fast) reine Zuschauer. Die Kosten für den Mieter sind üblicherweise monatlich zweistellig und damit niedriger als im Firmenmodell, aber der Imker lässt sich für den Aufwand -speziell bei nur einem Volk im Garten- bezahlen. Das muss er auch, denn dieser Aufwand kann je nach Entfernung und Zugang recht hoch sein. Die Absprachen hier sind recht flexibel, da sie nicht so vertraglich fixiert werden (müssen), wie im Firmengeschäft. Für den Privatinteressenten dürfte hier auch interessant sein, dass die Laufzeit verhandelbar ist.


Fazit: in welche Richtung man gehen will, hängt vom Grad des Engagements und vom Geldbeutel ab. Wem Wissen wichtig ist und wer nicht viel investieren will -vielleicht als Vorstufe zur eigenen Haltung- fängt am besten mit dem Stellplatz an. Wer etwas investieren kann/will und nur 'erst mal schauen' ohne tiefer einzusteigen, kann mit entsprechendem Geldeinsatz auch eine 'Dienstleistung Biene' einkaufen. In beiden Fällen kann man später entscheiden, wie es weitergehen soll. Und wer mit dem 'Virus Biene' infiziert wird, wird es schon merken. 😲


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