Sonntag, 19. Januar 2020

Honig: Zahlen, Daten, Fakten


Weil es so viele verschiedene Zahlen rund um das Thema gibt, soll es an dieser Stelle für alle Interessierten mal eine geballte Ladung davon geben. Grundlage ist im Wesentlichen eine Veröffentlichung des BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft), gültig für 2018.

Die Zahlen selbst reichen bis 2010 zurück, die Tabelle (XLSX) dazu findet sich auf derselben Seite. Einige dieser Zahlen sind recht aufschlussreich:

Produktion Deutschland


173. Versorgung mit Bienenhonig

Bilanzposten
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 *1)
Zahl der Bienenvölker 1 000 685 695 699 709 737 772 822 877 901
Ertrag je Volk kg 33,8 37,2 25,6 26,4 27,4 30,3 26,3 32,6 31,8
Erzeugung 1 000 t 23,2 25,8 17,9 19,0 20,2 23,4 21,6 28,6 28,7
Einfuhr 1 000 t 90,6 78,0 84,4 91,0 85,5 90,5 84,3 93,1 84,1
Ausfuhr 1 000 t 20,6 19,0 21,1 21,9 22,9 24,1 24,1 24,4 22,4
Nahrungsverbrauch 1 000 t 93,2 84,8 81,2 88,0 82,8 89,8 81,8 97,2 90,3
dgl. je Kopf g 1 161 1 057 1 010 1 092 1 023 1 102 993 1 176 1 089
in Zuckerwert









je Kopf g 929 846 808 873 818 882 790 941 872
Selbstversorgungsgrad % 25 30 22 22 24 26 26 29 32


*1) Vorläufig
Zahl der Bienenvölker und Ertrag je Volk nach Erhebungen und Schätzungen des Deutschen Imkerbundes.
Quelle: BLE (414), BMEL (723).

Soweit also die nackten Zahlen - aber das Interessante ist ja eigentlich die Interpretation. Folgende Zusammenhänge sind relativ leicht zu erkennen:
- Die Anzahl der Völker ist seit 2010 sehr stark gestiegen, und zwar um fast ein Drittel. Dies ist zweifellos vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Anzahl der Imker stark zugenommen hat.
- Die weitaus meisten Imker halten weniger als 7 Bienenvölker (Link), 96% bewegen sich im Hobbybereich. Man kann davon ausgehen, dass speziell den Einsteigern die Honigernte nicht so wichtig ist.
- Der Ertrag pro Volk schwankt zwar saisonabhängig etwas, veränderte sich aber in diesem Zeitraum nicht wesentlich, obwohl es eine weite Streuung auch z.B. unter den Bundesländern gibt.
- Ebenso unverändert blieb der Verbrauch pro Kopf von etwa einem Kilo. Interessant: es gibt auch eine längerfristige Betrachtung des BMEL (Link) die sagt, dass der Verbrauch Ende der 80er schon mal bei 1,5 kg pro Kopf lag (nur alte Bundesländer).
- Durch die höhere Völkeranzahl und die dadurch erhöhte Erzeugung stieg der Selbstversorgungsgrad in den letzten Jahren von längerfristig 20% auf momentan über 30%.
- Die Ausfuhr stieg im Zeitraum um etwa 10%, wobei leider nicht unterschieden wird, ob es sich um deutschen oder importierten Honig (zum Re-Export) handelte.


Lieferanten

Grösster Lieferant war laut Destatis 2017 Argentinien mit über 13.000 Tonnen. In dem Artikel wird China mit mehr als 5.000 Tonnen an vierter Stelle gelistet. Angesichts der Qualität dieses Honigs (es gibt Schätzungen von bis zu 30% Fälschung) eine eher bedenkliche Entwicklung, auch wenn die Importe schon mal höher lagen. Da kaum jemand seinen Honig in China privat beschaffen dürfte, kann man vermuten, dass hier vor allem die deutschen Grossabfüller 'Mischungen aus EU- und Nicht-EU-Honigen' produzieren. Plus: Honig wird gerne anderen Produkten beigemischt und damit geworben. Auch das ist nicht zu unterschätzen und vielleicht mal einen Extraartikel wert.

Nach einem Artikel des Bienenjournals (1/2020, S. 10) ist China mit 543.000 Tonnen in 2018 der mit Abstand grösste Honigproduzent der Welt. So gesehen muss man wohl dankbar dafür sein, dass die Importquote da noch als moderat einzustufen ist.

Preise

Wie sieht es nun mit den Preisen aus? Vom DIB gibt es dazu eine Liste, deren Originalzahlen unten in der Linkliste abrufbar sind (PDF). Diese wurden bearbeitet (XLS, ebenfalls in der Liste) und in eine kleine Grafik umgewandelt:

Natürlich muss man die Einschränkungen dieser Zahlen betrachten. Beispielsweise handelt es sich um Selbstauskünfte von Imkern. Es wird auch nirgends nach Vorräten gefragt, die einen Preisdruck ausüben könnten. Und schliesslich finden die Umfragen statt, bevor ein signifikater Teil der Ernte verkauft ist; die Zahlen spiegeln also auch immer eine Erwartungshaltung wider.

Trotzdem kann man hier verschiedene Tendenzen herauslesen:
- 2017 fand ein Preissprung statt, der höher war als in den meisten anderen Jahren.
- Es ist interessant, dass trotz dieses Preissprunges die Nachfrage pro Kopf nach Honig nach der Delle 2016 wieder stieg.
- Dazu kommt auch, dass ja seit 2017 die Erzeugung sprunghaft zugenommen hat. Das steigende Angebot konnte im Durchschnitt aber trotzdem zu steigenden Preisen abgesetzt werden.
- Die Steigerung von 3,29 in 2002 zu 5,38 in 2019 beträgt 63,5%. Laut Destatis stieg der Vergleichspreisindex dagegen 'nur' um etwa 25%.

Meine Schlussfolgerung: Offenbar sind Honigkäufer in ihrer Gesamtheit zumindest beim Imkerhonig weniger preissensitiv als gemeinhin angenommen.


Links und Quellen:
BMEL, Honigbilanz 2018: Link
Technology Review, : Link
Nearbees, Honigimport: Link
DIB, Imkerei in Zahlen: Link
DIB, Durchschnittspreise Honig (PDF): Link 
DIB, Durchschnittspreise Honig (XLS, bearbeitet): Link
AZID, Chinahonig: Link
Preisindex Destatis: Link

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